25. Oktober 2022 / Politik

Teamwork für den Kinderschutz

Fachtag der Ärztlichen Kinderschutzambulanz Münster

DRK Kinderschutzbund

Foto (A. Völker): Fachvortrag von Monika Egli-Alge (Forensisches Institut Ostschweiz) zur Fragestellung, wie der Opfer-Täter*innen-Spaltung entgegengewirkt werden kann und die Kooperation in der Arbeit mit Opfern sexueller Gewalt und mit sexuell übergriffigen Kindern und Jugendlichen gefördert werden kann.


Beim Fachtag der Ärztlichen Kinderschutzambulanz (ÄKSA) des DRK Münster am 18. Oktober warfen rund 140 Fachleute im DRK-Tagungshotel Dunant einen tieferen Blick auf aktuelle Themen des Kinderschutzes. Die Veranstaltung stand im Zeichen des 30-jährigen Jubiläums der Kinderschutzambulanz.

Kinderschutz – ein ungewöhnliches Arbeitsfeld für das DRK? Sicher, es gibt nicht viele Kinderschutzambulanzen in Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes. Aber Kinderschutz greift mindestens drei der Rotkreuz-Grundsätze auf: Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität. „Gerade die Überparteilichkeit im Sinne der Hilfe allein nach dem Maß der Not ist eine Besonderheit der Kinderschutzambulanz,“ betont Lothar Grauthoff, Vizepräsident des DRK Münster, „denn es werden nicht nur Therapien für Kinder und Jugendliche angeboten, die Opfer von sexueller bzw. körperlicher Misshandlung geworden sind. Die Kinderschutzambulanz arbeitet auch mit sexuell übergriffigen Kinder und Jugendliche, denn fast alle von ihnen haben selbst entsprechenden Misshandlung erfahren.“

Den Fachvortrag hielt Monika Egli-Alge vom Forensischen Institut Ostschweiz zu der Fragestellung, wie der Opfer-Täter*innen-Spaltung entgegengewirkt werden kann und die Kooperation in der Arbeit mit Opfern sexueller Gewalt und mit sexuell übergriffigen Kindern und Jugendlichen gefördert werden kann.

In der anschließenden von Silvia Stoll moderierten Podiumsdiskussion zeigten Dr. med. Michael Böswald, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin im St. Franziskus-Hospital Münster, Prof. Dr. med. Georg Romer, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der WWU Münster, Ulrich Schambert, Präsident des Landgerichts Münster, Prof. Dr. med. Dieter Seifert, Ärztlicher Direktor Forensische Psychiatrie, Christophorus Klinik der Alexianer, allesamt Mitglieder des Beirats der Ärztlichen Kinderschutzambulanz, sowie Sandra Krome, Kinderschutzbeauftragte der Stadt Münster folgende Lehren aus dem sogenannten Missbrauchskomplex Münster auf: Sexuelle und/oder körperliche Gewalt wird sich leider nicht vollständig verhindern lassen. Aber gerade in multiprofessionellen Teams, wie dem der ÄKSA, und in der interdisziplinären Zusammenarbeit in Netzwerken mit kurzen Wegen, wie dem Beirat der ÄKSA und der Clearingstelle liegt die Chance, mit Kraft und Haltung nach immer neuen Lösungen im Kinderschutz zu suchen. Wenn dann neue Ansätze, wie z.B. ein Childhood-Haus, diskutiert und etabliert werden, müssen immer auch die bereits bewährten Strukturen einbezogen werden.

Der Fachtag bot mit sechs verschiedenen thematischen Workshops, die überwiegend von Mitarbeitenden der Kinderschutzambulanz angeboten wurden, den Teilnehmenden vielfältige Mitwirkungsmöglichkeiten. So tauschte man sich hier zum Beispiel zur Psychodynamik zwischen Täter*innen und Betroffenen aus oder diskutierte über interprofessionelle Kooperation in Fällen von sexualisierter Gewalt durch Mitarbeitende in Institutionen. Zudem gab es Workshops zu Gruppentherapien mit sexuell übergriffigen Kindern und Jugendlichen wie auch zur Gruppenarbeit mit von sexueller Gewalt betroffenen Kindern und Jugendlichen. Dr. med. Michael Böswald und Leonie Kersten berichteten in ihrem Workshop aus der „Medizinischen Kinderschutzambulanz am St. Franziskus-Hospital Münster.

Susanne Egerding, fachliche Leiterin der Ärztlichen Kinderschutzambulanz im DRK Münster, bedankt sich bei allen Mitarbeitenden der Einrichtung sowie bei allen, die sich in den vergangenen 30 Jahren zusammen mit der ÄKSA für den Kinderschutz eingesetzt haben. Aus dem gelungenen Fachtag zieht sie ein positives Fazit: "Die Diskussionen und Gespräche des heutigen Tages haben gezeigt, dass alle Teilnehmenden zwar an verschiedenen Schwerpunkten, aber mit viel Engagement in eine gemeinsame Richtung im Kinderschutz arbeiten. Das gibt uns allen viel Motivation für die weitere Arbeit!"

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