3. April 2024 / Polizeimeldungen

Kriminalstatistik 2023: Höchste Aufklärungsquote bei der Polizei Münster

Polizei setzt auf Videobeobachtung und nachhaltige Erfolge der Ermittlungskommissionen am Hauptbahnhof

Trotz steigender Straftaten ist der Polizei Münster erneut ein Plus bei der Aufklärungsquote gelungen.
Die Zahl der Straftaten ist auch im Jahr 2023 weiter gestiegen. Die Gesamtzahl der Straftaten stieg 2023 weiter an. In Münster stieg die Gesamtfallzahl von 31.773 auf 34.829 und damit um 9,62 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die absolute Zahl der Straftaten stellt damit einen 10 Jahres-Höchststand dar. Trotz gestiegener Fallzahlen konnte die Polizei Münster die Aufklärungsquote nochmals um 4,48 Prozentpunkte von 47,63 Prozent auf 52,11 Prozent verbessern. "Die Polizei Münster setzt weiterhin auf intensive brennpunktorientierte Arbeit, um die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl zu stärken. Wir gehen mit Konsequenz und allen uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln gegen die steigende Zahl an Straftaten vor. In den letzten zwei Jahren konnten wir unsere Aufklärungsquote um 7,93 Prozentpunkte verbessern. Das bedeutet - die Kolleginnen und Kollegen machen richtig gute Arbeit", so die Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf.

Der Leitende Kriminaldirektor Jürgen Dekker verdeutlicht: "Diese Steigerung unserer Aufklärungsquote hängt mit der Verbesserung der Zusammenarbeit der verschiedenen polizeilichen Bereiche zusammen. Wir haben an der Qualität unserer Ermittlungen gearbeitet, zunehmend Bereiche digitalisiert und insbesondere unsere Spurensuche und Spurensicherung noch einmal verbessert. Außerdem ist die Bearbeitung von Haftsachen in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft optimiert worden. "Wir werden auch im nächsten Jahr nicht nachlassen, unsere Arbeit zu verbessern, um unsere Aufklärungsquote und damit auch die Sicherheit der Münsteraner Bürgerinnen und Bürger weiter zu steigern."

Straftaten im öffentlichen Raum sinken
"Bei Straftaten im öffentlichen Raum sehen wir fast 1000 Taten weniger. Das ist eine gute Nachricht", so Alexandra Dorndorf. "Wir führen das auch auf unsere Strategie zurück, mit der wir Brennpunkte frühzeitig erkennen und zielgerichtet Maßnahmen erarbeiten." Die Taten sind von 10.460 in 2022 auf 9.497 in 2023 gesunken. Darunter fallen unter anderem Teile der Sexualdelikte, Raubdelikte, Körperverletzungsdelikte, Diebstahl an, aus und von Kraftfahrzeugen, Taschen- und Fahrraddiebstahl sowie verschiedene Delikte der Sachbeschädigung. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich konnte von 17,33 Prozent im Jahr 2022 auf 20,57 Prozent in 2023 gesteigert werden. "Wir haben bereits im Jahr 2022 mit einer Ermittlungskommission reagiert. Daran haben wir 2023 festgehalten, unsere Maßnahmen intensiviert und noch eine weitere Ermittlungskommission installiert. Durch das Zusammenspiel zwischen sichtbaren und verdeckten Maßnahmen konnte die Zahl der Straftaten verringert und die Aufklärungsquote gesteigert werden", macht Jürgen Dekker klar. Durch die beiden eingesetzten Ermittlungskommissionen konnten bis Ende 2023 bereits 182 Tatverdächtige festgenommen werden.

Der Umgang auf den Straßen wird rauer - Rohheitsdelikte steigen
Die Zahl der Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit - dazu zählen Raubstraftaten, Körperverletzungsdelikte, Bedrohungen, Nötigung und Nachstellung/Stalking - ist im Jahr 2023 um 586 Taten auf 4.336 Delikte (+15,63 Prozent) weiter gestiegen. Die Aufklärungsquote konnte um 0,47 Prozentpunkte leicht auf 81,67 Prozent gesteigert werden. Raubdelikte sind von 286 im Jahr 2022 auf 313 im Jahr 2023 gestiegen. Die Aufklärungsquote konnte dabei um 2,83 Prozentpunkte von 59,79 auf 62,62 Prozent gesteigert werden. Dies stellt im Zehnjahresvergleich den höchsten Wert der Fallzahlen aber auch den höchsten Wert der Aufklärungsquote dar.

Diebstahl macht knapp 50 Prozent der Gesamtstraftaten aus
Die Gesamtheit der Diebstahlsdelikte macht in Münster 48,74 Prozent und somit fast die Hälfte aller Straftaten aus. Den größten Anteil mit zusammengenommen 5.204 Delikten und damit gut 30 Prozent (30,51 Prozent) haben daran der Fahrraddiebstahl und der Fahrradteilediebstahl. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der Fahrraddiebstähle um 481 Fälle gesunken. Gleichzeitig konnte die Aufklärungsquote um 1,3 Prozentpunkte auf 12,78 Prozent gesteigert werden. Im 10-Jahresvergleich ist das der höchste Wert der Aufklärungsquote. Die Fallzahlen des Wohnungseinbruchdiebstahls sind im Vergleich zum Vorjahr auf aktuell 429 Fälle und damit um 21,53 Prozent gestiegen. Gleichzeitig konnte die Aufklärungsquote in diesem Bereich um 4,58 Prozentpunkte auf aktuell 18,18 Prozent gesteigert werden. Im Vergleich zu vor 10 Jahren (2014) liegen die Fallzahlen immer noch auf einem niedrigen Niveau. Zum Vergleich: 2014 kam es zu 1.003 Fällen.

Der Leitende Kriminaldirektor Jürgen Dekker betont: "Diese Fallzahlen können wir nur gemeinsam mit den Hauseigentümern senken. Dazu zählt, dass wir die Gelegenheit zur Tat verhindern. Es gilt, unser Zuhause durch technische Ausstattung bestmöglich gegen Einbrecher zu schützen. Gerade bei Wohnungseinbruchdiebstahl ist eine wachsame Nachbarschaft viel wert. Wir beraten Sie gerne rund um technische Prävention und Einbruchsicherung der eigenen vier Wände. Sprechen Sie uns gerne an."

Im Bereich des Taschendiebstahls ist die Zahl der Delikte um 18,20 Prozent und somit von 1.165 auf 953 Fälle gesunken. Die Aufklärungsquote konnte auch in diesem Bereich verbessert werden und ist um 1,82 Prozentpunkte auf 12,38 Prozent gestiegen. "Auch hier können alle mithelfen", so Alexandra Dorndorf. "Gerade im Bereich der Innenstadt und im Bahnhofsumfeld gibt es Tatgelegenheiten, bei denen die Täter schnell und unerkannt zugreifen. Passen Sie auf Ihre Tasche, Ihre Umgebung und auf die Menschen in ihrer Nähe auf, lassen Sie ihre Wertgegenstände nicht unbeobachtet oder geöffnet irgendwo liegen, sondern halten Sie sie fest verschlossen eng am Körper."  

Betäubungsmittelkriminalität
Im Jahr 2023 ist im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität mit 1901 Delikten im Vergleich zu 2022 ein leichter Rückgang von 99 Taten zu verzeichnen. Die Aufklärungsquote im Bereich der Rauschgiftkriminalität liegt aktuell bei 89,06 Prozent. "Die Polizei Münster wird die Betäubungsmittelkriminalität mit aller Konsequenz und einer Null-Toleranz-Strategie verfolgen. Dazu haben wir eine Ermittlungskommission am Start und in diesem Jahr im Bereich des Bahnhofs die mobile Videoüberwachung installiert", macht Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf klar. "Diese soll Delikte der Straßen- und Betäubungsmittelkriminalität verhindern, aufklären helfen und diese Taten ins Hellfeld holen. Wichtig ist auch, dass alle Menschen sich sicher fühlen, wenn Sie vom Bahnhof in die Stadt gehen. Die Polizei Münster setzt ihr gesamtes rechtliches Instrumentarium ein."

Zur Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität besteht bereits eine langjährige Zusammenarbeit der Polizei und dem Zoll. Sie ermitteln gemeinsam in Fällen der schweren und organisierten Rauschgiftkriminalität und bilden die Gemeinsame Ermittlungsgruppe Rauschgift (GER). Im März 2023 konnte die Ermittlungsgruppe ein Trio dingfest machen. Durch sie wurden große Mengen an Amphetaminen erst nach Deutschland eingeführt und später verarbeitet. Durch die gelungene Zusammenarbeit konnten Haftbefehle und umfangreiche Durchsuchungsmaßnahmen bei dem Trio erwirkt und zahlreiche Betäubungsmittel und Bargeld sichergestellt werden. "Es ist auch wichtig, dass derartige Großverfahren konsequent betrieben werden, um auch das Angebot an Drogen in Münster und dem Münsterland zu senken" betont Jürgen Dekker.

Weniger Messer im Einsatz
Im Jahr 2023 wurde bei 114 Taten ein Messer eingesetzt. Im Jahr 2022 waren es 7 Fälle mehr. Bei 98 Messer-Taten wurden herkömmliche Messer verwendet. Bei 16 Tatmitteln handelte es sich um Messer im Sinne des Waffengesetzes. "Wir beobachten nicht nur den Einsatz von Messern als Tatmittel sehr genau. Uns interessiert auch, ob die Menschen in Münster tatsächlich mehr Messer mitführen", so Jürgen Dekker. Hierzu erhebt die Polizei Zahlen, die das aktuell für Münster eher nicht belegen. "Dennoch gilt: Lassen Sie Messer und andere Waffen zuhause. Messer gehören in die Küchenschublade, nicht in die Tasche. Wer ein Messer mit sich führt, hat sich entschieden, es im Zweifel auch einzusetzen. Mit allen Konsequenzen für Opfer und Täter", so die Polizeipräsidentin.

Ermittelte Tatverdächtige
Im Jahr 2023 ist es der Polizei Münster gelungen, 1.116 mehr Tatverdächtige zu ermitteln als im Jahr 2022. Im Jahr 2022 waren es 9.663, im Jahr 2023 waren es 10.779 Tatverdächtige. Knapp dreiviertel (74,91 Prozent) der ermittelten Täter waren männlich. Die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen wächst von 9.306 in 2022 auf 10.391 in 2023 an. Dies entspricht einem Anteil von 36,95 Prozent. Herausgerechnet worden sind hierbei die Straftaten gegen das Aufenthalts-, das Asyl- und Freizügigkeitsgesetz, da diese Straftaten ohnehin nur durch ausländische Tatverdächtige begangen werden können. Im Jahr 2022 lag der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen bei 35,05 Prozent. Dies bedeutet somit: Über 60 Prozent sind deutsche Tatverdächtige.

"Die Kriminalität von ausländischen Tatverdächtigen ist ein komplexes Thema, auf das es keine einfachen Antworten gibt," so Alexandra Dorndorf. "Durch den Zuzug von Geflüchteten in den vergangenen Jahren ist der Anteil Nichtdeutscher in der Gesellschaft in NRW und in Münster gestiegen, das sehen wir dann natürlich auch im Verhältnis der deutschen und nichtdeutschen Tatverdächtigen. Helfen kann sicherlich eine schnellere Integration, Sprache als Schlüssel, die Vermittlung demokratischer Werte von Beginn an, gut strukturierte Tagesabläufe schon in den ersten Unterbringungseinrichtungen, aber auch konsequente Rückführungen sowie Zugang zu Arbeit und Bildung. In diesem Bereich braucht es politische Lösungen und den Mut, Dinge gemeinsam auszuprobieren."

Die Anzahl der Tatverdächtigen bis 21 Jahren hat einen Gesamtanteil von 23,66 Prozent. Die Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr um 143 auf 2.550 Personen und somit um 5,94 Prozent gestiegen. Eine Steigerung von 8,99 Prozent gibt es im Bereich der 6- bis unter 14-Jährigen. Insgesamt 376 Kinder wurden im Jahr 2023 als tatverdächtig registriert. Bei den 14- bis unter 18-Jährigen wurden 1.204 tatverdächtige Jugendliche registriert. Im Jahr 2022 waren es 1.109. Dies entspricht einer Steigerung von 95 Jugendlichen und einem plus von 8,56 Prozent. Die Zahl der heranwachsenden Tatverdächtigen von 18 bis 21 Jahren ist im Vergleich zum Vorjahr um 17 auf 970 Tatverdächtige gestiegen. Das macht ein Plus von 1,78 Prozentpunkte.

"Kinder- und Jugenddelinquenz ist nicht neu - sie ist immer da gewesen. Kinder probieren sich aus und testen ihre Grenzen. Ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen wird nur einmal straffällig und verbringt dann ein straffreies Leben. Eine kleine Anzahl von Kindern und Jugendlichen entwickelt sich jedoch zu Intensivtätern. Hier wollen wir anpacken", erklärt Alexandra Dorndorf. Jürgen Dekker ergänzt: "Wir bauen gerade ein Jugendnetzwerk mit allen zuständigen Stellen bei der Polizei auf, um alle Blickwinkel zu beleuchten. Wir wollen die Kinder und Jugendlichen da erreichen, wo sie sich aufhalten - mit ihnen in den Dialog kommen." Bei der Polizei Münster gibt es bereits das Haus des Jugendrechts. Hier arbeiten die zuständigen Stellen eng zusammen, um kriminelle Karrieren frühzeitig zu erkennen und zu stoppen. Darüber hinaus gibt es Programme wie "Kurve kriegen", in denen Kinder und Jugendliche auf dem Weg zurück in ein straffreies Leben polizeilich durch eigens geschulte Fachleute intensiv begleitet werden.

Mordkommissionen im Münsterland
Die Polizei Münster hat im Jahr 2023 insgesamt 42 Mordkommissionen federführend für das Münsterland bearbeitet. Das Präsidium war verantwortlich für die Mordkommissionen in Münster und den Umlandbehörden der Kreise Borken, Steinfurt, Coesfeld und Warendorf. Im Jahr 2022 waren es 50, im Jahr 2021 30. Sexualstraftaten Die Anzahl der Sexualstraftaten ist von 505 Fällen im Jahr 2022 auf 584 Fälle im Jahr 2023 gestiegen. Dies bedeutet eine Steigerung von 15,64 Prozent. Im Zehnjahresvergleich stellt dies den höchsten Wert der Fallzahlen dar. Gleichzeitig konnte die Aufklärungsquote um 3,62 Prozentpunkte auf 78,08 Prozent gesteigert werden. Der Anstieg der Straftaten in diesem Bereich ist auf die intensive Ermittlungsarbeit im Bereich der Kinderpornografie zurückzuführen. Delikte der Kinderpornografie sind von 95 Fällen im Jahr 2022 auf 184 Fälle im Jahr 2023 angestiegen. Die Aufklärungsquote konnte hier ebenfalls von 90,53 Prozent auf 91,58 Prozent leicht verbessert werden.

Computerkriminalität
Im Bereich der Computerkriminalität ist im Verhältnis zum Vorjahr mit 530 Fallzahlen im Jahr 2023 mit 635 Fällen ein Anstieg zu verzeichnen. Auch hier konnte die Aufklärungsquote von 27,92 Prozent im Jahr 2022 auf 32,60 Prozent gesteigert werden. Als eine von sechs großen Behörden in NRW richtet das PP Münster aktuell eine Kriminalinspektion zur Bekämpfung von Cybercrime ein. Dort werden die Aufgaben dieses speziellen Deliktsfeldes gebündelt und ein Interventionsteam "Digitale Tatorte" eingerichtet. Senkung von Trickbetrügen zum Nachteil älterer Menschen Im Bereich des Betrugs zum Nachteil älterer Menschen, beispielsweise bei den sogenannten "Schock-Anrufen" oder dem Enkeltrick ist es zur Senkung der Fallzahlen um 3 Taten auf 37 Fälle im Jahr 2023 gekommen. Die Aufklärungsquote beträgt 21,62 Prozent. Eine Vielzahl von Taten passiert im Ausland - in Call-Centern. Da der Tatort nicht in Münster liegt, werden diese nicht in der Münsteraner Kriminalstatistik geführt Jürgen Dekker appelliert an alle Bürgerinnen und Bürger: "Bei dem geringsten Verdacht eines Betrugs, legen sie einfach auf. Geben Sie niemals fremden Personen Geld oder Wertsachen. Und vor allem: Sensibilisieren sie auch ihre älteren Verwandten und Bekannten. Die Täter denken sich immer neue Maschen aus und gehen auf perfide Art vor, um an ihr Ziel zu kommen." Die Polizei wird niemals dazu auffordern Geld oder Wertsachen zu übergeben oder abzulegen.

Widerstand
Bei dem Delikt "Widerstand gegen und tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte und gleichstehende Personen" verzeichnete die Behörde 251 Taten, 4 mehr als im Jahr zuvor. Das bedeutet ein Plus von 1,62 Prozent. Die Aufklärungsquote liegt wie im Vorjahr bei 99,60 Prozent. Bereits im Jahr 2022 war die Fallzahl mit einem Plus von 18,75 Prozent stark angestiegen. "Diese Entwicklung ist erschreckend. Wer unsere Demokratie schützt, darf nicht Ziel von Angriffen werden" betont Alexandra Dorndorf.

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