5. März 2024 / Aus aller Welt

Kritik an Gesetz zur Tötung von Bären im Trentino

Im Trentino können sogenannte «Problembären» künftig leichter abgeschossen werden. Der Landtag der norditalienischen Provinz segnete ein entsprechendes Gesetz ab - mit unterschiedlichen Reaktionen.

Ein Bär läuft durch ein hügeliges Gebiet im Trentino (undatiertes Handout).

Der Streit um die Bären im Trentino geht weiter: Nachdem der Landtag der norditalienischen Provinz Trentino ein umstrittenes Gesetz abgesegnet hat, das die Tötung von bis zu acht Bären pro Jahr ermöglicht, fallen die Reaktionen unterschiedlich aus. Tierschützer kritisierten die Entscheidung scharf.

Der Tierschutzverband Lav kündigte am Dienstag an, gegen das neue Gesetz juristisch und wenn nötig auf EU-Ebene vorgehen zu wollen. «Dieses Gesetz ist nur ein unverhohlener Rachefeldzug, der nichts an der Sicherheit der Bürger des Trentino ändern wird», hieß es in der Mitteilung weiter.

Umsiedlung von «Problembären»

Provinzpräsident Maurizio Fugatti von der rechten Lega-Partei zeigte sich hingegen zufrieden: «Unsere Priorität ist es, die Sicherheit der Trentiner Bevölkerung zu gewährleisten und die Bauernhöfe und Betriebe mit Nutztieren zu schützen.» Beim Schutz der Menschen dürfe man nicht zurückstecken: «Gefährliche Bären müssen getötet werden.» Er betonte zudem, dass die von Tierschützern vorgeschlagene Umsiedlung von «Problembären» ins Ausland keine Lösung sei, da viele Länder dies bereits abgelehnt hätten.

Nach einer mehrstündigen Debatte im Landtag stimmten die Abgeordneten am späten Montagabend dem Gesetzentwurf zu, der nach Angaben der Landesregierung der Eindämmung der Bärenpopulation in der bei Urlaubern beliebten Region dient. Die Opposition brachte zahlreiche Änderungsanträge ein und verzögerte damit die endgültige Abstimmung. Die Sitzung musste mehrfach unterbrochen werden, weil Tierschützer versucht hatten, in den Plenarsaal zu kommen, um gegen das neue Gesetz zu protestieren. Sie fordern mildere Maßnahmen, um das Zusammenleben zwischen Mensch und Bär sicherer zu gestalten.

Mit dem neuen Gesetz ist es für Fugatti künftig einfacher, den Abschuss von bis zu acht problematischen und als gefährlich eingestuften Tieren anzuordnen. Bereits zuvor war ihm dies möglich - allerdings mit vielen bürokratischen Hürden. Von den maximal acht pro Jahr darf es sich nur um zwei erwachsene Weibchen, zwei erwachsene Männchen sowie vier Jungtiere handeln. Diese Höchstquote gilt zunächst jeweils für die Jahre 2024 und 2025.

Ein Bär hat im letzten Jahr einen Jogger getötet

Die Festlegung auf bis zu acht Bären kommt von einer Einschätzung der italienischen Umweltbehörde Ispra. Die Tötung von bis zu acht Bären würde im Trentino laut Ispra nicht zu einem bedrohlichen demografischen Rückgang der Braunbären führen. Wenn man überhaupt nicht eingreifen würde, bedeute dies, dass die Bärenpopulation in 15 Jahren auf etwa 250 Tiere ansteigen könnte. Auf dem relativ kleinen Gebiet des Trentino wäre dies verheerend.

Die Bärenpopulation im Trentino hat sich in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebreitet. Derzeit werden dort etwa 100 ausgewachsene Braunbären vermutet. Bei der letzten Schätzung im Jahr 2022 waren es noch 85. Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen. Im April vergangenen Jahres wurde ein junger Jogger von der Bärin JJ4, genannt Gaia, attackiert und getötet. Seitdem hat sich die Debatte um die Bären zugespitzt.

Die Forderungen nach der Tötung von «Problembären» wurden nach dem aufsehenerregenden Vorfall immer lauter. Dagegen hielten jedoch Tierschutzverbände. Angesichts des neuen Gesetzes hat sich der Ton verschärft. Fugatti und andere Provinzvertreter werden inzwischen bedroht - zum Teil mit dem Tod.


Bildnachweis: © Matteo Zeni/Servizio Faunistico/dpa
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