21. Juni 2019 / Kunst & Kultur

„Europa denken!“ – das Motto der neuen Saison am WBT

Intendant Meinhard Zanger stellt Spielplan 2019/20 vor

Zanger und Weidner

Foto: Intendant Meinhard Zanger und Tanja Weidner stellten den Spielplan 2019/20 vor. Motto: Europa Denken! und das aus gutem Grund. 


„Wenn wir von Europa reden, denken wir an die EU. Aber Europa ist mehr als die EU. Und wenn angesichts von zunehmendem Rechtsradikalismus und Nationalismus die große Politik es nicht schafft, für Frieden und Freiheit zu sorgen, so ist es an uns, an den Bürgerinnen und Bürgern, an den Künstlerinnen und Künstlern uns mehr und mehr international zu vernetzen, und dafür zu sorgen, Menschen zusammen zu bringen. Denn mit der Kunst ist es möglich, Grenzen in den Köpfen und Herzen zu überwinden und Brücken zwischen den Ländern und Kontinenten zu bauen.“

So werden nicht nur zunehmend ausländische Gastkünstler am WBT arbeiten, sondern auch Stücke ausländischer Autoren, und zwar aus Italien, England, Frankreich, Russland und den Niederlanden, produziert.

Erstmals wird die Italienerin Luisa Guarro am WBT Regie führen. Sie inszeniert das philosophische Märchen „Der König lacht“ (14.9.). Darin stellt sie die These auf, dass Macht die Unfähigkeit zur Brüderlichkeit voraussetzt. Intendant Meinhard Zanger hat die Rolle des Königs übernommen. An Guarros Seite arbeitet Paco Summonte als Light-Designer. Die zweite Premiere inszeniert Zanger selbst: die britische Komödie „How to date a Feminist“ (26.9.). Rollenbilder und -erwartungen werden hier mit spitzer Zunge und trockenem Humor auf ihre Tauglichkeit untersucht. „Alles was sie wollen“ (10.10.) kommt aus Frankreich, von dem Autorenduo Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière, deren Schauspiel „Der Vorname“ bereits sehr erfolgreich am WBT lief. Auch noch im Jahr 2019 feiert „Extrawurst“ (28.11.) Premiere. Monika Hess-Zanger inszeniert die Komödie über einen Verein in der Provinz, der an einem Grill-Neukauf zu zerbrechen droht. Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob zeigen eine Gesellschaft, die sich selbst zerlegt an der Frage: Gibt es eine deutsche Leitkultur beim Kauf eines Grills?

Die zweite Hälfte der Spielzeit fokussiert sich dann stärker auf das Thema „Macht“ in verschiedenen Facetten. Heinrich Manns „Der Untertan“ (16.1.) führt mit leichter Feder und dennoch mächtigen Bildern das Leben eines opportunistischen Mitläufers vor. „Der Revisor“ (5.3.), das beliebteste Schauspiel des russischen Dichters Nikolaj Gogol auf internationalen Bühnen, zeigt auf humorvolle Art eine korrupte Gesellschaft, die auf bloße Annahme der Ankunft eines Revisors lügt, bis sich die Balken biegen. Hier wird die Zusammenarbeit mit Olga Lageda, Künstlerin aus dem russischen Nishni Nowgorod, fortgeführt, die bereits zum vierten Mal ein Bühnen- und Kostümbild am WBT entwirft. „Momentum“ (23.4.) ist die letzte Premiere der Spielzeit. Der Thriller der Niederländerin Lot Vekemans („Gift. Eine Ehegeschichte“) führt auf die private Seite der Macht, zu einem Politiker, der den Sinn seiner Arbeit nicht mehr sieht und dadurch seine Position zu verlieren scheint.

Im Mai 2020 veranstaltet das Wolfgang Borchert Theater erstmals ein europäisches Theaterfestival und wird zum Ort kreativer, künstlerischer, politischer und philosophischer Begegnungen: Zehn Ensembles aus zehn europäischen Ländern werden zum ersten europäische Theaterfestival „Europa Denken“ eingeladen. Die Ausschreibung beginnt im Herbst 2019.

Vorläufige Bilanz 2018/19
Die Spielzeit 2018/19 war nach 2017/18 die erfolgreichste Saison in der 63jährigen Geschichte des Wolfgang Borchert Theaters – sicherlich auch begründet in der Fortsetzung zu Beginn mit der Open-Air-Produktion DER STURM. Die Koproduktion mit dem Drama Theater aus Münsters Partnerstadt Rjasan DIE SCHROFFENSTEINS – EINE FAMILIENSCHLACHT wurde vom Deutsch-Russischen Forum mit dem Preis für „innovative künstlerische Arbeit“ ausgezeichnet. Der Preis wurde September 2018 im Auswärtigen Amt durch die Außenminister beider Länder, Heiko Maas und Sergej Lawrow überreicht. Die Produktion wird noch einmal auf dem Lessing-Festival Wolfenbüttel im Mai 2020 gezeigt.

Erfolgreichste Neuinszenierungen der Saison sind WILLKOMMEN und Kleists DIE MARQUISE VON O.

Die beliebte und stets vollbesetzte Matineen-Reihe Das philosophische Café, präsentiert von der Philosophin Prof. Dr. Christa Runtenberg, feierte in dieser Spielzeit ihren fünften Geburtstag. Die erfolgreiche Zusammenarbeit wird auch in der nächsten Spielzeit fortgesetzt, ebenso wie die jährlich stattfindende Borchert-Lesung in Kooperation mit der Internationalen Wolfgang-Borchert-Stiftung.

Mit der neuen Spielzeit vergrößert sich das feste Ensemble des Hauses um Markus Hennes. Er hat seine Schauspielausbildung an der Neuen Münchner Schauspielschule absolviert und ist nach verschiedenen Engagements in München, Krefeld/Mönchengladbach, Köln und Berlin aktuell noch festes Ensemblemitglied der Badischen Landesbühne Bruchsal. Sein WBT-Debüt gibt er in „Alles was sie wollen“. Als neue Gastschauspielerin begrüßt das Haus die Berlinerin Kristina Kufner.

Der Abo-Verkauf hat bereits begonnen, der Kartenvorverkauf der Neuinszenierungen für September und Oktober beginnt ab sofort.

Insgesamt werden in der laufenden Saison – einen Monat vor dem Ende – ca. 42.000 Zuschauer die 281 Vorstellungen des WBT in Münster besucht haben – ca. 1.500 weniger als in der Rekord-Saison 2017/18. Die Auslastung wird bei rund 86 % liegen (-2,7 %).

Darüber hinaus waren weitere 3.413 Zuschauer in 18 Gastspielen zu verzeichnen. Davon allein 1.767 in vier Vorstellungen der SCHROFFENSTEINS in Rjasan und St. Petersburg. Gastspiele fanden in Huizermaat / NL sowie in Bocholt, Bochum, Bönen, Friedrichshafen, Lingen und Warendorf statt.

In toto werden ca. 45.400 Besucher 299 Vorstellungen des WBT in Münster und unterwegs gesehen haben.

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