12. Juni 2022 / Aus aller Welt

«Russischer McDonald's» öffnet erste Filialen in Moskau

McDonald's in Russland stand auch für die Annäherung an den Westen. Infolge des Ukraine-Kriegs hat sich der US-Konzern aus dem Land zurückgezogen. Der Nachfolger ist auch ein Symbol für verhärtete Fronten.

Lange Schlange vor einer Filiale des russischen McDonald’s-Nachfolgers in Moskau.

«Alles schmeckt wie vorher auch, nur die Cola ist schlechter», sagt ein junger Mann. Gemeinsam mit seinen Freunden steht er am Sonntagmittag vor einer der ehemaligen McDonald's-Filialen, die im Zentrum Moskaus unter ihrem neuen, russischen Besitzer wiedereröffnet haben.

Schon mehr als eine Stunde vor Einlass warten am Sonntag Hunderte Menschen vor dem Gebäude am Puschkin-Platz. Die Kette trägt jetzt den Namen «Wkusno i totschka»: «Lecker und Punkt». Sie hat auch ein neues Logo: Zwei orange Striche und ein roter Kreis auf dunkelgrünem Hintergrund, es soll zwei Fritten und ein Burgerpatty darstellen.

«Filet-o-Fish» heißt jetzt «Fish Burger»

Darüber hinaus aber soll sich möglichst wenig ändern. Die Standorte der Restaurants sind dieselben, die Mitarbeiter auch und das Menü ist fast identisch wie das von McDonald's. Lediglich der Burger «Filet-o-Fish» heißt jetzt «Fish Burger», der Hamburger «Royal» ist zum «Grand» geworden und der «Double Royal» zum «Double Grand».

Nach mehr als 30 Jahren hat McDonald's sein Russland-Geschäft als Reaktion auf den von Kremlchef Wladimir Putin begonnenen Angriffskrieg gegen die Ukraine Anfang März zunächst vorübergehend geschlossen. Wie mehrere andere internationale Unternehmen zog sich der Fast-Food-Konzern dann später endgültig aus dem flächenmäßig größten Land der Erde zurück, wo er mit 62 000 örtlichen Mitarbeitern zuletzt zu einem der wichtigsten Arbeitgeber zählte.

Lediglich an Bahnhöfen und Flughäfen sollen einzelne Restaurants wegen besonderer Franchise-Verträge, die nicht einfach aufzukündigen sind, zunächst unter US-Logo weitergeführt werden.

Auch Moskaus Bürgermeister ist gekommen

Innerhalb von zwei Monaten will der neue Eigentümer, der Unternehmer Alexander Gowor, die landesweit 850 Filialen nun alle wiedereröffnen. Er betrieb in den vergangenen Jahren bereits 25 McDonald's-Filialen in Sibirien. Gowor, der einst in der Bergbau- und Öl-Branche reich wurde, ist vertraglich dazu verpflichtet, die bisherigen Mitarbeiter mindestens zwei Jahre lang zu denselben Konditionen weiterzubeschäftigen. Die McDonald's-Markensymbole darf Gowor unterdessen nicht weiter nutzen.

Auch Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin ist an diesem Eröffnungstag - der symbolischerweise mit dem Feiertag «Tag Russlands» zusammenfällt - zum Puschkin-Platz gekommen. Sobjanin preist «Lecker und Punkt» als russisches Erfolgsmodell an.

McDonald's habe gemeinhin immer als amerikanisch gegolten, dabei sei eigentlich «alles unseres, russisch», meint er auch mit Blick auf die russischen Landwirte, von denen der US-Konzern in der Vergangenheit die Zutaten für seine Filialen in Russland bezog. Immer wieder betonen kremltreue Politiker, dass die westlichen Sanktionen Russland nichts anhaben könnten, dass man sogar gestärkt daraus hervorgehen werde. Die neue Kette soll das beweisen.

Anfang der 1990er-Jahre aber war die Eröffnung der ersten McDonald's-Filialen auch ein Zeichen für Wandel und Aufbruch in Russland gewesen. Und so steht der neue, russische «McDonald's» nun auch für die verhärteten Fronten zwischen Moskau und dem Westen.

Gegessen wurde was auf den Tisch kam

Das Comeback in russischem Gewand zieht auch viele ältere Menschen an. Sie haben teils die Eröffnung des allerersten russischen McDonald's an genau diesem Standort vor mehr als drei Jahrzehnten mitbekommen, damals war die Schlange bis zu 500 Meter lang. Nun sei der Andrang geringer, stellen einige fest.

Ansonsten sind vor allem junge Moskauer da, für die McDonald's bislang zum Alltag gehörte und die nun sehen wollen, wie es weiter geht. Das neue Logo, sagt ein Mann, gefalle ihm nicht so gut - «aber wir werden uns daran gewöhnen».

«Lecker und Punkt» - das klingt auch im russischen Original etwas wie: Schmeckt gut und basta. Manch einen bringt das zum Schmunzeln, erinnert die Formulierung doch ein wenig an die sowjetische Gastronomie, die nicht unbedingt für hohe Dienstleistungsstandards bekannt war. Gegessen wurde, was auf den Tisch kam. Und fertig.


Bildnachweis: © Hannah Wagner/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Professor Dietrich Grönemeyer stellt sein neues Bühnenprogramm in Münster vor
Fit & Gesund

Meditainment-Vortrag „Fit bis 100“ am 14. April 2024 live im Kap. 8

weiterlesen...
Coffee with a cop
Polizeimeldungen

Die Polizei Münster lädt zur Kaffeepause am Bahnhof ein

weiterlesen...
Zahl der Übergriffe auf Mitarbeitende der Stadt Münster steigt auf Rekordhoch
Allgemein

114 Gewaltvorfälle gegen städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jahr 2023 / Rettungskräfte melden deutlich mehr Angriffe

weiterlesen...

Neueste Artikel

Oberbürgermeister Markus Lewe setzt ersten Spatenstich am Wilhelm-Hittorf-Gymnasium
Allgemein

Gymnasium wird erweitert / Neubau mit begrünter Fassade

weiterlesen...
Computer gegen Mensch: Wer bei Lawinenvorhersage besser ist
Aus aller Welt

Das Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung hat untersucht, wie gut sich maschinell trainierte Algorithmen für die Lawinenvorhersage eignen. Die Ergebnisse sind vielversprechend.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Computer gegen Mensch: Wer bei Lawinenvorhersage besser ist
Aus aller Welt

Das Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung hat untersucht, wie gut sich maschinell trainierte Algorithmen für die Lawinenvorhersage eignen. Die Ergebnisse sind vielversprechend.

weiterlesen...
Schicksal des sechsjährigen Arian bewegt weiter viele
Aus aller Welt

Seit mehr als einer Woche ist Arian aus Bremervörde verschwunden. Hunderte Einsatzkräfte und Freiwillige haben Tag und Nacht nach dem Jungen gesucht. Aufgeben wollen die Menschen des Ortes nicht.

weiterlesen...