15. Dezember 2021 / Aus aller Welt

Mindestens 70 Tote bei Explosion von Tanklaster in Haiti

Seit Wochen ist in Haiti das Benzin knapp. Als ein Tanklastzug umkippt, wittern viele Menschen ihre Chance und wollen sich ein paar Liter Treibstoff besorgen. Da kommt es zur Katastrophe.

Die Überreste am Straßenrand des mit Benzin beladenen Lastwagens, der in Brand geriet und explodierte.

Bei der Explosion eines Tanklasters im Norden des bitterarmen Karibikstaats Haiti sind mindestens 70 Menschen ums Leben gekommen.

48 weitere wurden verletzt, als in der Stadt Cap-Haïtien ein mit Benzin beladener Tanklastwagen in Brand geriet und explodierte, wie die Nachrichtenagentur HPN unter Berufung auf die örtlichen Behörden in der Nacht auf Mittwoch (Ortszeit) berichtete.

Tweet Ärzte ohne Grenzen (frz.)

Rund 20 Häuser brannten nach der Explosion nieder. Die Krankenhäuser der zweitgrößten Stadt Haitis seien mit den vielen Verletzten überfordert, hieß es in einem Bericht der Zeitung «Le Nouvelliste». Die Behörden kündigten an, Feldlazarette in Cap-Haïtien zu errichten, um die Verletzten zu versorgen.

«Dieses tragische Ereignis zeigt, wie wichtig es ist, die Prävention und Behandlung von Verbrennungen zu verbessern», sagte der medizinische Koordinator der Organisation Ärzte ohne Grenzen in Haiti, Jean-Gilbert Ndong. «Schwerste Verbrennungen zu überleben und sich von ihnen zu erholen, ist ein schwieriger Prozess, der eine spezialisierte medizinische Versorgung erfordert, die oft Wochen oder Monate dauert.»

Offenbar Unfall vor Explosion

Der Tanklastzug war vor der Explosion offenbar in einen Unfall verwickelt worden und umgekippt. Berichten zufolge hatte der Lkw-Fahrer versucht, einem Motorrad auszuweichen. Zahlreiche Menschen strömten herbei, um Benzin zu stehlen. Daraufhin entzündete sich der Treibstoff und der Lastwagen explodierte.

Der Zivilschutz warnte die Haitianer davor, Benzin aus verunglückten Tanklastzügen abzuschöpfen und so ihr Leben zu riskieren. Weil in Haiti seit Wochen großer Treibstoffmangel herrscht, suchten manche dennoch ihre Chance. Blockaden und Angriffe durch kriminelle Banden, die wichtige Straßen und ganze Gebiete kontrollieren, verhindern Kraftstofflieferungen in dem armen Karibikstaat.

«Die Stadt steht unter Schock», zitierte die Nachrichtenagentur HPN einen Augenzeugen. «Die Menschen sind in Panik, und jetzt erkennen wir das Ausmaß der Zerstörung. Es ist dramatisch.»

Haitis Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. «Im Namen meiner Regierung und der gesamten haitianischen Bevölkerung spreche ich den Angehörigen der Opfer sowie all jenen, die direkt oder indirekt von dieser Tragödie betroffen sind, mein tief empfundenes Beileid aus», schrieb Premierminister Henry Ariel auf Twitter. Er besuchte Verletzte im Krankenhaus und sagte rasche Finanzhilfen zu. Auch die Organisation Amerikanischer Staaten drückte ihre Solidarität angesichts der Tragödie aus.

Papst: «Wir beten für Haiti.»

«Armes Haiti», sagte Papst Franziskus bei einer Generalaudienz im Vatikan am Mittwoch und sprach von einem Volk, das immer wieder hart getroffen werde. «Wir beten für Haiti, wo es gute Menschen gibt, anständige Menschen, gläubige Menschen, die aber so stark leiden.»

Haiti ist das ärmste Land auf dem amerikanischen Kontinent und leidet seit Jahren unter Korruption, Gewalt und Naturkatastrophen. Seit dem verheerenden Erdbeben 2010 mit mehr als 220.000 Todesopfern hängt Haiti am Tropf der Entwicklungshilfe. Etwa 4,4 Millionen der gut elf Millionen Einwohner Haitis benötigen laut Vereinten Nationen humanitäre Hilfe.

Zudem werden Teile des Landes von kriminellen Banden kontrolliert. Auch politisch versinkt der Karibikstaat im Chaos. Anfang Juli wurde Staatspräsident Jovenel Moïse in seiner Residenz von einem Killerkommando erschossen, die Hintergründe sind bis heute unklar.


Bildnachweis: © Odelyn Joseph/AP/dpa
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