8. April 2024 / Kunst & Kultur

Melchior Lechter und die Königin Mode

LWL-Museum für Kunst und Kultur präsentiert Kunstwerk des Monats April

Melchior Lechter

Foto (LWL/Hanna Neander): Das LWL-Museum für Kunst und Kultur zeigt im Kunstwerk des Monats April den Entwurf für das Glasgemälde "Königin Mode" (1896) von Melchior Lechter.

Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster präsentiert das Kunstwerk des Monats April. Es handelt sich um einen Entwurf des Malers und Grafikers Melchior Lechter (1865-1937) und stellt das dreiteilige Glasgemälde "Königin Mode" (1896) dar, das bis 1904 im Treppenhaus des Berliner Warenhauses Wertheim hing. Der Architekt des Kaufhauses Alfred Messel beauftragte das Werk. Heute sind nur noch die farbige Entwurfszeichnung von Melchior Lechter und einige zeitgenössische Fotografien von dem Werk erhalten. Die Zeichnung kam 1939 als Teil des Nachlasses von Lechter in das damalige Landesmuseum der Provinz Westfalen in Münster.

Das Berliner Kaufhaus Wertheim an der Leipziger Straße war Ende des 19. Jahrhunderts ein "Kaufpalast" besonderen Ausmaßes. Es beeindruckte mit seiner Größe und Schönheit sowohl die Besuchenden als auch die Fachwelt. Die Brüder Georg und Hugo Wertheim übernahmen 1875 das elterliche Geschäft in Stralsund und hatten bald großen Erfolg mit ihrer Idee von Festpreisen und Umtauschrecht. Das 1896 errichtete Kaufhaus an der Leipziger Straße in Berlin wurde mehrfach erweitert und war mit einer Nutzfläche von über 100.000 Quadratmetern zeitweise das größte Kaufhaus Europas.

Das Wertheim war kein reines Luxuskaufhaus, sondern für alle zugänglich. Arbeiterfrauen und gut situierte Damen wurden gleichbehandelt. Die Waren mit hoher Qualität wurden zu Festpreisen angeboten. Außerdem sorgten die Wertheims auch für ihre Mitarbeitenden: mit Krankenversicherung, Kinderbetreuung und einer eigenen Feuerwehr. Insgesamt wurde bewusst auf einen autoritären Führungsstil verzichtet.

Das Kaufhaus besaß monumentale, vertikal verlaufende Fensterflächen und schmale Pfeiler vom Erdgeschoss bis zum Dach. Messel legte großen Wert auf Licht und Helligkeit. Die Oberlichter in den drei Lichthöfen und großzügige Fenster zur Straßenseite ließen viel Sonnenlicht hinein und ermöglichten weite Einblicke von außen. Im Inneren des Kaufhauses imponierten die zahllosen Schmuckelemente und Kunstwerke.

Die meisten Künstler, darunter Melchior Lechter, wurden direkt von Messel beauftragt. Lechters Triptychon befand sich im zweiten Obergeschoss und zeigt in der Mitte die "Königin Mode", eine weibliche Figur in goldenem Brokatmantel mit Liliendekor, Krone und Halskette, einen Fächer in der linken und ein Zepter in der rechten Hand haltend.

Das Glasfenster wurde 1904 während einer Erweiterung des Kaufhauses entfernt. Es ist unklar, ob die farbigen Fenster danach wiederverwendet wurden. Lechters Werk gilt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs als verschollen. Die Nationalsozialisten zwangen die jüdischen Mitglieder der Familie Wertheim, ihre Anteile am Unternehmen abzugeben. Georg Wertheim verließ die Firma 1937. Das Kaufhaus wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und nach 1945 im sowjetisch besetzten Sektor Berlins, später in der DDR, wiederaufgebaut. Die oberirdischen Reste wurden 1955 abgerissen.

Am Freitag (12.4.) findet um 18 Uhr ein Kunstgespräch zum Kunstwerk mit Sarah Siemens, der wissenschaftlichen Volontärin der Sammlung der Moderne, statt.

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