23. Mai 2022 / Allgemein

Ein Prost auf den Weltschildkrötentag

Mit einem besonderen Bier auf ein besonderes Projekt anstoßen

Weltschildkrötentag

Foto: v.l. Jörg Riehemann (Allwetterzoo), Laura Krohs und Florian Böckermann (jeweils Finne), Philipp Wagner (Allwetterzoo), Schildkröte Finn


Finn, so lautet der Name einer männlichen Sulawesi Erdschildkröte im Internationalen Zentrum für Schildkrötenschutz (IZS) im Allwetterzoo. Und ihm ist es zu verdanken, dass der Allwetterzoo Münster ein besonderes Projekt realisieren kann, denn seine direkten Nachkommen werden das IZS im Allwetterzoo verlassen und in ein Artenschutzzentrum auf Java umziehen.

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Sulawesi-Erdschildkröten sind kritisch von der Ausrottung bedroht. „Im IZS können wir sie seit Jahren erfolgreich züchten. Darauf sind wir ziemlich stolz, gehören diese Tiere doch laut der internationalen Naturschutzorganisation IUCN zu den 25 am stärksten bedrohten Schildkrötenarten der Welt“, sagt Dr. Philipp Wagner. Er ist Kurator für Forschung und Artenschutz im Allwetterzoo und steht für eine neue Kooperation in engem Kontakt mit der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP). „Wir arbeiten schon seit Jahrzehnten sehr vertrauensvoll und eng zusammen. Ein neues Projekt auf Java in Indonesien, gemeinsam mit der ZGAP, ist dennoch etwas ganz Besonderes, und ein weiterer Schritt in Richtung dem so genannten One Plan Approach.“ Nicht nur, weil hier die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Partnern Allwetterzoo und ZGAP wieder einmal ein Artenschutzprojekt anstößt, sondern auch, weil mit der Prigen Conservation Breeding Ark (PCBA) ein weiterer Partner dazu kommt.


Finn scheint sich mit dem Bier anzufreunden

Zum ersten Mal überhaupt werden Jungtiere aus dem IZS in ihr Heimatland transferiert – allerdings nicht um sie auszuwildern. Der Allwetterzoo hat in der PCBA eine Zuchtanlage finanziert, die nach Erfahrungen des Münsteraner IZS gestaltet und gebaut wurde. Die Jungtiere werden dort Teil einer Zuchtgruppe. Erst wenn diese Zuchtgruppe nachhaltig etabliert ist sollen die dortigen Nachzuchten dann wieder angesiedelt werden. Denn noch gibt es die geeigneten Lebensräume auf Sulawesi, das wie Java zu Indonesien gehört, denn die Erdschildkröten sind vor allem durch den illegalen Handel bedroht. „Das ist für uns natürlich ein ganz besonderes und auch emotionales Projekt, auf das wir anstoßen möchten – dann aber mit einem adäquaten Getränk“, freut sich Wagner über eine weitere sehr gelungene Kooperation.

Der weitere Partner sitzt aber nicht in fernen Landen, sondern quasi direkt vor der Haustür. Denn der nächste Partner für den Artenschutz kommt aus Münsters Kreuzviertel und unterstützt auf besonders genussvolle Art und Weise. So hat das Team der Finne Brauerei ein Bier kreiert, das nicht nur perfekt in den Frühling passt, sondern auch auf die besondere Situation der stark bedrohten Schildkröten hinweist. „Nach einer kleinen Produktion zu Beginn unserer Brauaktivitäten, wird es wieder ein Weizenbier in der Flasche geben. Es ist ein fruchtig frisches Bier, das durch die besondere Hefe ein zartes Bananenaroma besitzt“, erklärt Florian Böckermann von Finne. „Nicht ohne Grund, haben wir doch erfahren, dass das eine der Leibspeisen von Finn ist: Banane. Und so ist für uns auch nur logisch, dass es auch Finn ist, der das Etikett der limitierten Finne-Flasche und dem dazugehörigen Glas ziert.“

„Mit dem Bier wollen wir zusammen auf die Bedrohung der Schildkröten hinweisen,“ erläutert Böckermann. Der Kurator vom Allwetterzoo ergänzt: „Vor wenigen Wochen haben wir mit einer Studie, die in Nature veröffentlicht wurde, noch einmal gezeigt, was quasi schon jeder wusste: knapp 60 % aller Schildkrötenarten sind bedroht und damit eine aus Sicht der Evolution einzigartige Gruppe von Wirbeltieren, die schon auf unserer Erde vertreten war, als die Dinosaurier aufkamen und die Schildkröten haben sie überlebt.“ Und im Gegensatz zu Echsen und Schlangen, sind die Schildkröten vor allem durch den menschlichen Konsum bedroht. „Tiere werden nicht nachhaltig der Natur entnommen, auf lokalen Märkten verkauft oder als Nahrungsmittel und Medizin vor allem nach China geschmuggelt. Die Nachfrage ist so groß, dass selbst in Afrika, auf Madagaskar und in Südamerika mittlerweile Schildkröten gesammelt und nach Asien geschmuggelt werden. In einem Ausmaß, das wir uns nicht vorstellen können. Darauf wollen wir Aufmerksam machen,“ erklärt Wagner einen weiteren Grund, warum das Schildkrötenweizen mit der Finne entwickelt wurde.

Das Bier gibt es ab Dienstag, 24. Mai, zunächst für 14 Tage exklusiv in den Münster-Märkten des Zoo- und IZS-Partners REWE Dein Markt der REWE West und bei der Finne. Danach wird es nach und nach bei weiteren Händlern in Münster und Umgebung erhältlich sein. Wer es frisch aus dem Glas verkosten möchte, kann das aber auch am Donnerstag, 26. Mai, direkt im Allwetterzoo machen. Ein Team der Finne wird es im Zoo ausschenken. Der Erlös der Aktion wird gespendet und dient dazu, die Flug- und Reisekosten der Schildkröten nach Sulawesi zu unterstützen.

ZUSATZINFOS:
Die Sulawesi-Erdschildkröte (Leucocephalon yuwonoi) ist eine der weltweit am stärksten gefährdeten Schildkrötenarten. Erstmals entdeckt wurde sie nicht in ihrem Lebensraum, sondern bei einem Tierhändler in Indonesien. Viele Jahre hat es gedauert, bis sie erstmals in der Natur gefunden wurde. Heute weiß man das sie nur in kühlen Bergbächen im Nordteil der Insel Sulawesi vorkommt. Bedroht ist sie vor allem durch den illegalen Handel und die Lebensraumzerstörung. Auch in der Haltung ist sie selten. Nur ein europäischer EAZA Zoos hält die Sulawesi-Erdschildkröte – das IZS im Allwetterzoo. Und er ist auch der einzige Zoo in Europa der sie erfolgreich züchtet. Und auch weltweit liegt die Zahl der Halter, die es schaffen diese Art zu züchten bei unter 30. Mit knapp 30 und vor allem regelmäßigen Nachzuchten liegt das IZS an der Spitze.

Das Internationale Zentrum für Schildkrötenschutz (IZS) liegt mitten im Allwetterzoo Münster und ist das sichere zu Hause einiger der weltweit am stärksten bedrohten Schildkrötenarten. Vor fast 20 Jahren ist aus einer Privatinitiative ein Kooperationsprojekt entstanden, dessen Träger der Allwetterzoo ist und das mittlerweile weltweit anerkannt ist. Gemeinsam mit der ZGAP, der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunden und zahlreichen engagierten Privathalterinnen und Privathaltern werden so Arten geschützt, die in der Natur vor der Ausrottung stehen.

Die Finne Brauerei sorgt mit neu interpretierten Klassikern wie dem Pils als Hybrid aus westfälischem und böhmischem Stil, saisonalen Spezialitäten wie dem fruchtig-frischen Maibock „Lauer Lenz“ und allerhand Kreativbieren seit Juni 2016 für mehr Biervielfalt im Münsterland. Der Begriff Finne zeigt die enge Verbundenheit zu Münster: So bestellt sich der Münsteraner noch heute auf Masematte, der Geheimsprache Münsters, eine Finne (Glas, Flasche) Bier an den Theken der Stadt. In der kleinen Brauerei im Münsteraner Kreuzviertel können die Biere direkt frisch gezapft probiert werden. Dazu gibt’s leckeren Bio-Käse aus der Hafenkäserei und als Digestif den eigenen Bierlikör, der zusammen mit der Feinbrennerei Sasse produziert wird. Gute Zutaten in Bio-Qualität, viel Liebe zum Bier und Kreativität. Dafür steht Finne.

Die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) ist eine Nichtregierungsorganisation die sich vor allem dem Schutz der hochbedrohten, aber wenig bekannten Tierarten verschrieben hat. Daher unterschützt sie nicht nur das IZS und die PCBA als ex situ Projekte, sondern auch Schildkröten in ihrem Lebensraum (in situ).

Die Prigen Conservation Breeding Ark (PCBA) ist ein Artenschutzzentrum auf Java (Indonesien) das von Taman Safari Indonesia, der ZGAP und anderen Institutionen maßgeblich unterstützt wird. Der Fokus liegt auf dem ex situ Artenschutz, also dem Erhalt und der Zucht von Arten in der Haltung. Neben Säugetieren und Vogelarten, sind es vor allem stark bedrohte Fischarten um die sich die PCBA bemüht. Und jetzt auch um die Sulawesi Erdschildkröte.

Der One Plan Approach hebt die Grenzen zwischen Artenschützern im Freiland und den Artenschützern in Zoos auf. Dieses zukunftsweisende Konzept legt Wert auf die interdisziplinäre Kooperation zwischen den Akteuren, mit dem Ziel Arten effektiver zu schützen. Zunehmende wird daher bei der Planung von Artenschutzmaßnahmen, gerade bei besonders bedrohten Arten, die nur noch in kleinen Populationen vorkommen, nicht mehr zwischen den Beständen im Freiland (in situ) und den Beständen in menschlicher Obhut (ex situ) unterschieden, sondern beide Populationen als Einheit gemanagt.

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