27. Februar 2018 / Fit & Gesund

Ängste machen hilflos

Ängste machen hilflos

Ängste machen hilflos

Text: Sabine Brüß

Angst beschützt uns
Angst zu haben ist etwas völlig Normales. Sie beschützt uns vor Dingen, die gefährlich sein könnten. Ohne Angst hätten wir früher nicht überleben können. Das Spektrum kann von einfacher Furcht bis zu blanker Todesangst reichen. Sie befähigt uns sehr schnell zu reagieren, um wegzulaufen und uns damit aus der Gefahrenzone zu bringen. So steigen die Überlebenschancen.

Wenn Angst anfängt hilflos zu machen und unser Leben zu bestimmen, läuft etwas nicht richtig. Wir werden nicht mit Angst geboren, sondern lernen im Laufe der Zeit, dass wir vorsichtig sein müssen, um uns nicht zu verletzen.
Doch sie ist nicht in jedem Fall sinnvoll, insbesondere dann nicht, wenn man auf dem Sofa sitzt und plötzlich von einer Panikattacke überrollt wird. Denn normalerweise ist dort nichts, was eine Bedrohung für uns darstellt.
Und dennoch – unglaublich starke Emotionen überschwemmen uns. Sie rufen  körperliche Symptome hervor wie Herzrasen, Schweißausbrüche, weiche Knie, Schwindel, Atemnot und das Gefühl: gleich ist alles aus.

Angst lässt sich rational verstehen, doch im  Augenblick der Angst, lasst sich das nicht abrufen und anwenden.
Wir scheinen ihr wehrlos ausgeliefert und lassen sie über uns ergehen. Denn Angst kommt aus dem Unterbewusstsein und das nimmt 95% unserer Persönlichkeit ein. Unser rationales Denken, das Bewusstsein, ist dagegen nur ein Staubkorn.

Woher kommt die Angst?
Woher kommt diese Angst auf dem heimischen Sofa, im Fahrstuhl oder Flugzeug, vor Prüfungen oder Vorträgen? Meist sind es Erlebnisse aus der frühen Kindheit, die dieses Gefühl der Existenzbedrohung hervorrufen. Dabei muss es sich um nichts Spektakuläres gehandelt haben. Es reicht das Erlebnis z.B. an einem fremden Ort  verloren gegangen zu sein (großes Kaufhaus o.ä.).
Gemeinsam haben alle diese Ereignisse, dass sich das Kind  völlig hilflos, alleine und verlassen fühlt. Für ein Kind ist das ein lebensbedrohliches Gefühl, denn es kann nur mit der Hilfe seiner Eltern überleben. Es ist ein uraltes Programm, das tatsächlich aus grauer Vorzeit stammt.

Wohl jeder von uns hat solche, mehr oder weniger banalen, Erlebnisse in der Kindheit erfahren. Trotzdem leiden nicht alle von uns unter unkontrollierbarer Angst. Warum ist das so?

Wir bewerten alles
Wenn wir etwas erleben, egal ob positiv oder negativ, bekommt dieses Erlebnis einen Stempel  aufgedrückt, eine Bewertung. Was für den Einen großartig oder einmalig erscheint, ist für den Anderen nur ganz interessant oder sogar gewöhnlich. Es hängt vom Umfeld, der Erziehung und dem jeweiligen Menschentyp ab.
Das Gleiche gilt für Negatives. Für den Einen ist es fast eine Katastrophe (z.B. der Sprung von der Mauer ist für mich sehr gefährlich) und für den anderen vielleicht nur eine Lernerfahrung (z.B. von hohen Mauern springen sollte ich lassen, das kann weh tun).
Dieselbe Erfahrung führt in der einen Variante zur Höhen- oder Flugangst, in der anderen zu … nichts.

Abgespeichert wird alles im Unterbewusstsein. Das ist unser großes Archiv. Dort werden die Erlebnisse mit ihren Bewertungen verwaltet und haben Einfluss auf unsere Handlungen und Emotionen. Man nennt sie “Auslöser”.
Je häufiger man in solche “Auslöser”-Situationen gerät, um so panischer wird man im Lauf der Zeit reagieren.
Was mit einem Unwohlsein beginnt, wenn man im Flieger sitzt, kann sich zu Schlafstörungen schon Wochen vor dem Abflug auswachsen und Fliegen wird immer mehr ein Ding der Unmöglichkeit.

Und es läuft alles nur in unserem Kopf ab!
Über 90% unserer Horrorszenarien, die wir in unserer Angst gedanklich in unserem Kopf bewegen, sind reine Phantasie. Alles erstunken und erlogen. Nichts davon tritt wirklich ein. Alles ausgedacht auf Grund einer Fehleinschätzung unseres Unterbewusstseins.

Die gute Nachricht: man kann die Auslöser für Ängste aufspüren und auflösen. Dafür ist die ursachenorientierte Hypnose ganz besonders gut geeignet. Tief entspannt in der Hypnose tritt das Bewusstsein etwas mehr im Hintergrund und das Unterbewusstsein kann hervortreten. Dort hat man nun Zugang zu allen Erlebnissen, die man bisher in seinem Leben gemacht hat. Man kann sozusagen mal ein “ernstes Wörtchen” mit dem eigenen Unterbewusstsein sprechen. Unter professioneller Anleitung findet man so  den Auslöser für die Angst und kann ihn neu bewerten oder ganz auflösen.

Im oben beschriebenen Falle würde man die Akte “hohe Mauer” als Auslöser identifizieren und  den Aktenvermerk ändern, von “ganz schlimm, ganz allein, Todesangst” zu “alles gut gegangen, nix passiert, nicht so wichtig”.
Damit wäre die Quelle der Höhenangst beseitigt. Das Ergebnis: keine Höhenangst mehr.

Gerade Ängste sind gute Beispiele dafür, WAS in unserem Kopf abläuft. Denn alle diese Vorstellungen, was passieren KÖNNTE, sind reine Phantasie. Diese Filme laufen nur im Kopf ab, nicht in der Realität. Und genau deswegen sind sie so gut wandelbar, und das kann das Leben so viel leichter machen.

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