2. März 2022 / Aus aller Welt

Drosten glaubt nicht an infektionsfreien Sommer

Der Frühling steht vor der Tür, die Infektionszahlen sinken - steht uns nun ein sorgenfreier Sommer bevor? Der Virologe Drosten mahnt, blickt auf den neuen Subtyp BA.2 und sagt weiterhin: Maske auf!

Christian Drosten rät zur Vorsicht in der Pandemie.

In Deutschland entspannt sich das Infektionsgeschehen – der Virologe Christian Drosten geht aber nicht von einem Sommer gänzlich frei von Corona-Sorgen aus.

Zum einen sei der jetzige Impffortschritt nicht ausreichend, zum anderen sei die Infektionstätigkeit durch die Omikron-Variante weiter hoch, sagte der Wissenschaftler von der Berliner Charité am Dienstag im Podcast «Coronavirus-Update» bei NDR-Info. «Deshalb gehe ich davon aus, dass es keinen infektionsfreien Sommer geben wird.»

Maskentragen bleibt wichtig

Drosten gab zu bedenken, dass beispielsweise in Südafrika die Omikron-Welle mitten im Hochsommer steil gestiegen sei. Er gehe im Sommer in Deutschland zwar nicht davon aus, dass man eine «ungebändigte» Welle sehen werde, aber «man wird sich auch im Sommer mit diesem Omikron-Virus anstecken können». Entsprechend halte er es auch im Sommer für ratsam, weiter in Innenräumen Masken zu tragen. Besonders das Tragen von FFP2-Masken in Innenräumen sei auf lange Sicht «die effizienteste Maßnahme überhaupt».

Zuletzt waren die offiziell gemeldeten Infektionszahlen in Deutschland stetig gesunken. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die bundesweite 7-Tage-Inzidenz am Mittwochmorgen mit 1171,9 an. Zum Vergleich: Mitte Februar lag der Wert noch bei über 1400. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 186 406 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es 209 052 Ansteckungen.

Mit Blick auf wieder sinkende Temperaturen in der zweiten Jahreshälfte äußerte Drosten die Einschätzung, es werde auch wieder zu einer Winterwelle kommen. Diese werde zwar nach seiner Hoffnung nicht mit einer schweren Krankheitslast in der Bevölkerung einhergehen, die Gefahr von Arbeitsausfällen im großen Stil werde es aber weiter geben. «Die Pandemie ist nicht nur vorbei, wenn durch die Impfung die Krankheitsschwere abgeschnitten ist, sondern wenn durch bestimmte Modifikationen in der Bevölkerung auch diese hohe Übertragbarkeit beendet ist», mahnte er.

Ein Unsicherheitsfaktor für die Entwicklung bleibe der wohl noch leichter übertragbare und sich immer weiter ausbreitende Omikron-Subtyp BA.2, erklärte Drosten. In seinem aktuellen Wochenbericht weist das RKI den Anteil in einer Stichprobe positiver Befunde mit etwa 24 Prozent aus.

Drosten sagte, aus bisherigen Studiendaten aus mehreren Ländern lasse sich zunächst nicht sicher ableiten, ob BA.2 zu schwereren Krankheitsverläufen führe. Die Daten hätten noch sehr vorläufigen Charakter. Allerdings hoffe er auf Erkenntnisse aus Hongkong, wo viele Ältere sehr zögerlich mit der Impfung gewesen seien und sich unter Omikron in dieser Gruppe nun eine schwere Krankheitslast zeige.

Am Boostern festhalten

Trotz der bereits erfolgenden Anpassung der Impfstoffe auf Omikron bekräftigte Drosten seinen Appell, sich zunächst mit den schon vorhandenen Impfstoffen impfen und boostern zu lassen. Eine US-Studie mit Makaken habe etwa gezeigt, dass die Booster-Wirkung einer dritten Impfung mit dem Moderna-Vakzin gegen Omikron gleich gut wie die mit einem für Omikron angepassten Impfstoff sei. Zwar ließen sich daraus für Menschen noch keine konkreten Schlüsse ziehen. Drosten riet aber klar: «Man soll nicht warten, man soll die dritte Dosis ruhig mit dem alten Impfstoff nehmen. Auffrischen kann man immer noch.»

Unterdessen lässt das Impftempo in Deutschland weiter nach. Am Dienstag wurden laut RKI 104 000 Dosen verabreicht, rund ein Drittel weniger als eine Woche zuvor. Mittlerweile haben 75,5 Prozent der Bevölkerung (mindestens 62,8 Millionen Menschen) einen Grundschutz erhalten, für den meist zwei Spritzen nötig sind. 57,1 Prozent (47,5 Millionen) haben zusätzlich eine Auffrischungsimpfung bekommen. Mindestens einmal geimpft sind 76,3 Prozent (63,5 Millionen).


Bildnachweis: © Kay Nietfeld/dpa
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