11. März 2023 / Aus aller Welt

Türkische Gemeinde für großzügigere Visaerteilung

Erdbebenopfer aus der Türkei sollen sich bei Verwandten in Deutschland nach der Katastrophe erholen dürfen. Doch sie dürfen nur kommen, wenn sie eng mit dem Gastgebern verwandt sind. Die Türkische Gemeinde hält nichts von dieser Limitierung.

Die Türkische Gemeinde in Deutschland wünscht sich eine großzügigere Aufnahme von Opfern des Erdbebens in der Türkei. «Dass nur sehr nahe Verwandte eingeladen werden dürfen, ist unverständlich», sagte Verbandschef Gökay Sofuoglu der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

Die Regelung sollte auch für Freunde und Bekannte gelten und nicht nur für Angehörige ersten und zweiten Verwandtschaftsgrades. Er selbst würde gerne seinen Cousin einladen, der aber nicht unter die berechtigte Personengruppe falle. «Die Menschen wollen nicht auf Dauer bleiben, sondern sich nur zeitlich begrenzt von den Strapazen der Katastrophe mit über 50 000 Todesopfern erholen.» Die Visa gelten für 90 Tage.

Deutschland hat nach den schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien am 6. Februar bisher 2658 Visa für eine Einreise ausgestellt. Von dem vereinfachten Verfahren dafür profitierten bisher vor allem türkische Staatsangehörige. 2300 der Einreiseerlaubnisse sind nach Angaben des Auswärtigen Amtes vom Freitag Schengenvisa nach dem vereinfachten Verfahren. 358 waren demnach Visa zum Daueraufenthalt im Rahmen des Familiennachzugs. Davon wiederum waren 268 für syrische Staatsangehörige.

Sofuoglu lobte die Visaannahme-Busse der Deutschen Botschaft im Erdbebengebiet, wo Anträge auf ein Visum gestellt werden können, ohne dass der beschwerliche Weg zur Deutschen Botschaft in der Hauptstadt Ankara angetreten werden müsse. Er warb für Verständnis dafür, dass die Antragssteller nicht immer einen gültigen Reisepass und ein biometrisches Foto parat haben. Oft seien die Dokumente in den Trümmern verloren gegangen. Die Türkische Gemeinde hat bundesweit 60 000 Mitglieder.

Er könne sich vorstellen, so Sofuoglu, dass die Kommunen Besuchern aus den Erdbebengebieten Angebote wie freien Eintritt in Museen oder in Schwimmbädern machten. Er hob das Engagement der baden-württembergischen Stadt Aalen hervor, die bereits einen Tag nach dem Beben 14 Lastwagen mit warmer Kleidung und Decken, Hygieneartikeln und haltbaren Lebensmitteln in ihre zerstörte Partnerstadt Antakya schickte. Ein Spendenaufruf für die Partner hat laut der Stadt Aalen 500 000 Euro für längerfristige Hilfe ergeben.

Für türkischstämmige Aalener, die Angehörige nach Deutschland holen wollten, wurde vorübergehend ein zusätzlicher Serviceschalter mit einem türkischsprachigen Mitarbeiter in der Ausländerbehörde eingerichtet. Er übernahm die Beratung der Antragssteller und händigte die sogenannten Verpflichtungserklärungen aus. Damit versichern die Antragsteller, dass sie für ihre Besucher aufkommen. Dafür sind Angaben zu Verdienst und Wohnverhältnissen erforderlich. Für die Besucher muss auch eine Krankenversicherung abgeschlossen werden.


Bildnachweis: © Sebastian Gollnow/dpa
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