Zu Beginn der Eröffnungsspielzeit 2022/23 des neuen Leitungsteams um Generalintendantin Dr. Katharina Kost-Tolmein, die thematisch von der Frage „Was erhoffst du dir für die nächste Generation?“ ausgeht, bringt das Theater Münster in den Sparten Tanz, Schauspiel und Musiktheater vier Produktionen rund um das antike Familiendrama der Orestie heraus. Dabei geht es um generationsübergreifende Fragen des Erbes, der Nachfolge, Rache und Schuld. Im Tanz feiern am 17. September Furien, im Schauspiel am 30. September Orestie und im Musiktheater am 1. Oktober Leben des Orest sowie am 18. Dezember Elektra Premiere.
Orest muss lange wandern und viel erleben, bis der Familienfluch ihn entlässt. Opulent und unterhaltsam schildert die 1961 zuletzt in Deutschland gespielte Oper Leben des Orest die antike Geschichte mit ungeahnten neuen Wendungen. 1930 wurde sie mit großem Erfolg uraufgeführt. Ihr Komponist Ernst Křenek wurde 1933 von den Nationalsozialisten mit einem Aufführungsverbot belegt, sodass das Werk heute kaum noch bekannt ist.
Ernst Křenek gelang mit allen Mitteln der großen Oper des 19. Jahrhunderts, mit Jazz-Idiomen und volkstümlicher Wiener Vorstadtmusik verbunden mit einer avancierten Musiksprache seiner Gegenwart ein eingängiges Stück über die Suche des Orest nach seinem eigenen Weg aus der Tragödienfamilie der antiken Orestie. Mitreißend und unterhaltsam und gleichzeitig völlig neu und unbekannt richtete sich dieser Opernabend schon zu seiner Entstehungszeit an ein breites Publikum und verhandelte unter der Hand auch die Frage nach Zukunft und Gegenwart der Gattung Oper.
Das Libretto schrieb der Komponist selbst, beseelt von der Idee, die allseits bekannten, doch stets auf Ausschnitten der Orestie beruhenden Stücke um die Familie von Orest, in einem Opernabend zu vereinen. Doch er bietet zudem ungewöhnliche Einblicke in den Mythos der Orestie, die in den bekannten Vorlagen nicht Teil des Werkes sind. Leben des Orest gilt als eine Synthese Křeneks bisherigen Opernschaffens.
Die gebürtige Österreicherin Magdalena Fuchsberger, von der Fachzeitschrift OPERNWELT 2019 als „Nachwuchskünstlerin des Jahres“ nominiert, inszeniert die lange nicht mehr gespielte Oper als eine Hymne auf das Theater mit großen Tanzeinlagen, choreografiert von Alexander Novikov, Bühne und Kostümen von Monika Biegler und einer Videoarbeit von Aron Kitzing, für die das Regie-Team schon im Vorfeld an Originalschauplätzen des antiken Mythos gedreht hat.
GMD Golo Berg ist musikalischer Leiter dieser ersten Musiktheaterpremiere der neuen Intendanz, in der Dr. Katharina Kost-Tolmein für die Sparte Musiktheater verantwortlich zeichnet. Neben bekannten Gesichtern des Münsteraner Musiktheaterensembles wie Garrie Davislim als Aegisth und Gregor Dalal als Aristobulos, sind die neuen Ensemblemitglieder Wioletta Hebrowska als Klytaemnestra, Margarita Vilsone als Elektra, Johan Hyunbong Choi in der Titelrolle als Orest, Helena Köhne als Anastasia, Robyn Allegra Parton als Thamar und Ki Hoon Yoo als Thoas zu erleben. Als Gast ist der australische Tenor Brad Cooper in der Rolle des Agamemnon zu hören. Zudem stehen Katharina Sahmland als Iphigenie und Anping Lu als Diener des Orest aus dem neuen Opernstudio Münster erstmals auf der Bühne.
Premiere am 1. Oktober 2022, Theater Münster / Großes Haus
Besetzung
Agamemnon, König von Griechenland
Brad Cooper
Klytaemnestra, seine Gemahlin
Wioletta Hebrowska
Elektra
Margarita Vilsone
Iphigenie
Katharina Sahmland
Orest
Johan Hyunbong Choi
Aegisth, Verwandter Agamemnons
Garrie Davislim
Aegisths Diener
Anping Lu
Anastasia, Amme der königlichen Kinder
Helena Köhne
Aristobulos, Oberrichter des Bundesgerichtes zu Athen / Ein Hirte
Gregor Dalal
Thoas, König im Nordland
Ki Hoon Yoo
Thamar
Robyn Allegra Parton
Statisterie
Opernchor des Theater Münster
Extrachor des Theaters Münster
Sinfonieorchester Münster
Musikalische Leitung
Golo Berg, Inszenierung
Magdalena Fuchsberger, Bühne & Kostüme
Monika Biegler, Video
Aron Kitzig, Choreografie
Alexander Novikov, Choreinstudierung
Anton Tremmel, Dramaturgie
Ana Edroso Stroebe
Weitere Vorstellungstermine
Mo. 03.10.2022, 19:00 / Sa. 8.10.2022, 19:30 / So. 16.10.2022, 19:00 / Mi. 19.10.2022, 19:30 / Fr. 18.11.2022, 19:30 / Sa. 20.05.2023, 19:30 / Di. 23.05.2023, 19:30 / Do. 15.06.2023, 19:30