21. April 2022 / Aus aller Welt

Patientenmorde - Chefermittler schildert Ermittlungen

Ein ehemaliger Krankenpfleger wurde 2019 wegen 85-fachen Mordes zur lebenslanger Haft verurteilt. Trifft seinen Vorgesetzten und Kollegen eine Mitschuld, weil sie nicht eingriffen?

Mit der Aussage des Chefermittlers der ehemaligen Sonderkommission «Kardio», Arne Schmidt, ist der Prozess gegen frühere Vorgesetzte des verurteilten Patientenmörders Niels Högel fortgesetzt worden.

Der 51 Jahre alte Beamte schilderte vor dem Landgericht Oldenburg am Donnerstag über mehrere Stunden, die einzelnen Ermittlungsphasen für die Kliniken Oldenburg und Delmenhorst, wo Högel von Juni 1999 bis Oktober 2002 sowie von Dezember 2002 bis zu seiner Festnahme im Juli 2005 beschäftigt war.

Schmidt berichtete unter anderem von Abgleichen von Dienstplänen mit den Todesfällen auf den Intensivstationen bei den Ermittlungen. Diese ergaben vor allem für Delmenhorst hohe Sterbefallzahlen, wenn Högel in der betreffenden Schicht gearbeitet hatte.

Strichliste gibt Aufschluss

Dass es Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit dem damaligen Pfleger Högel gab, sei «sehr wohl aufgefallen», sagte Schmidt. Etwa sei nach einem Wochenende mit besonders vielen Reanimationen am Klinikum Oldenburg eine Strichliste geführt worden, die zählte, welche in die Schichten der Pfleger fiel. Högel verzeichnete dabei die meisten.

In dem Verfahren will das Gericht klären, ob sich Vorgesetzte Högels gegebenenfalls durch Unterlassen mitschuldig machten. Ihnen wird in unterschiedlichem Umfang Beihilfe zum Totschlag beziehungsweise versuchten Totschlag jeweils durch Unterlassen vorgeworfen. Angeklagt sind drei Ärzte, drei leitende Pflegerinnen und Pfleger und ein Ex-Geschäftsführer der Kliniken Oldenburg und Delmenhorst

In den Krankenhäusern brachte Högel wehrlose Patienten um, indem er ihnen nicht verordnete Medikamente spritzte. Der Deutsche wurde 2019 wegen 85-fachen Mordes zur lebenslanger Haft verurteilt und verbüßt seine Strafe in der JVA Oldenburg.


Bildnachweis: © Hauke-Christian Dittrich/dpa
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