2. März 2021 / Allgemein

Zum Weltfrauentag: So geht es Münsters Frauen in der Pandemie

BerufsWege e.V. reagiert auf die besondere Belastung von Frauen

Nikola Siller

Foto: Geschäftsführerin BerufsWege e.V. Nikola Siller


„Hohe Gesundheitsrisiken, wachsender finanzieller Druck und zusätzlicher Aufwand für Haushalt und Kinderbetreuung: Die Lasten der Corona-Krise werden vor allem von Frauen getragen.“ Dieses Fazit zieht Nikola Siller, Geschäftsführerin von BerufsWege e.V., der Informations- und Beratungsstelle für die berufliche Chancengleichheit von Frauen in Münster. Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März blickt sie auf ein Jahr Beratung in der Pandemie zurück: „Was die Hans-Böckler-Stiftung bereits 2020 in einer Studie festgestellt hat, spiegelt sich auch in unserer Arbeit vor Ort wider: In Bezug auf die Arbeitsteilung kommt es oft zu einer Retraditionalisierung.“ Die meist schlechter verdienenden Frauen reduzieren ihre Arbeitszeit fast doppelt so häufig wie Männer und übernehmen dafür einen größeren Teil der Kinderbetreuung – das gilt sowohl für Angestellte als auch für Selbstständige. Eine Studie des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) belegt, dass Frauen ihre Kinder im Alter bis zu elf Jahren während des ersten Lockdowns durchschnittlich 9,6 Stunden pro Tag betreut haben – bei den Männern waren es 5,3 Stunden.

Besonders anstrengend wird die Mehrfachbelastung durch die Corona-Krise für Alleinerziehende. „88 Prozent der Alleinerziehenden in Münster sind Frauen“, erläutert Lisa Liesner, Geschäftsführerin des Vereins allein erziehender Mütter und Väter in Münster. „Die können in der Pandemie bei der Kinderbetreuung aufgrund von Kontaktbeschränkungen und gesundheitlichen Bedenken nicht mehr auf ihr Netz aus Großeltern, Freund*innen und Nachbarschaft verlassen.“ Die zusätzlichen Kinderkrankentage werden kaum in Anspruch genommen, da die Angst vor finanziellen Einbußen und Arbeitsplatzverlust zu groß ist: Frauen arbeiten überdurchschnittlich häufig in zwar systemrelevanten, aber schlecht bezahlten Berufen und können die Einbußen durch Kinderkrankentage oder Kurzarbeit nicht kompensieren.

So ist es kein Wunder, dass in einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse 57 Prozent der befragten Frauen angaben, in der Corona-Zeit gestresster zu sein als sonst – bei den Männern liegt dieser Wert nur bei 42 Prozent. Diese Erfahrung macht auch die Münsteraner Diplom-Psychologin und Stressmanagement-Trainerin Katrin Schürmann: „In den Beratungen kristallisieren sich vier Hauptstressoren heraus: Neben der fehlenden Abgrenzung zwischen Familie, Arbeit und Schule sind die Frauen vor allem durch die Sorge vor Ansteckung, fehlende soziale Kontakte und die Unplanbarkeit der nahen Zukunft gestresst.“

Mit einem angepassten Online-Angebot hat BerufsWege e.V. auf diese besondere Belastung von Frauen reagiert: Neben der bewährten Orientierungs- und Karriereberatung werden seit Kurzem auch offene Veranstaltungen zu Themen wie Stressmanagement und Rückengesundheit im Homeoffice sowie Paarberatungen angeboten. „Damit reagieren wir auf die zunehmende Vermischung von Berufs- und Familienleben in der Pandemie und kommen unserem Anspruch nach, Ansprechpartnerinnen für alle Themen rund um die Berufs- und Lebensplanung von Frauen zu sein“, erläutert Nikola Siller.

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