26. September 2022 / Allgemein

Vertrauen, Fachkenntnis und Respekt wirken Gewalt entgegen

Offensive mit Schutzkonzepten für Kinder- und Jugendzentren sowie Jugendsozialarbeit

Gewaltprävention

Foto (Stadt Münster / Münsterview): Den Startschuss zur Entwicklung besserer Gewaltschutzkonzepte in Münsters Kinder- und Jugendarbeit gaben bei einem Fachtag (v.l.) Michael Jung-Lübke und Stefan Freck von der Beratung "fj-prävention", Heike Nees und Bernhard Paschert vom Amt für Kinder, Jugendliche und Familien sowie Jan Pöter und Gesa Bertels, Fachberater und Fachberaterin sexualisierte Gewalt im LWL Landesjugendamt. 


Münsters Kinder- und Jugendzentren sowie Einrichtungen der Jugendsozialarbeit starten gemeinsam eine Offensive, um handfeste Maßnahmen zum Gewaltschutz in ihren Einrichtungen umzusetzen. Flächendeckend sollen junge Menschen dabei unterstützt werden, ihre Rechte auf Schutz und Beteiligung zu erhalten – zum Beispiel an außerschulischen Treffpunkten wie dem Black Bull e.V. in Amelsbüren, dem Lorenz Süd in Berg Fidel oder Cactus Junges Theater. Aber auch Mitarbeitende der aufsuchenden Jugendsozialarbeit bereiten sich fachlich darauf vor, um Jugendlichen den Rücken zu stärken gegen Übergriffe. Dieses Ziel ist auch im vierten Münsteraner Kinder- und Jugendförderplan verankert.

Startschuss der Entwicklungsoffensive war ein Fachtag: Stefan Freck und Michael Jung-Lübke von der Beratung "fj-prävention" (Voerde) informierten 70 in Münster tätige Fachkräfte umfassend über Formen von Gewalt, Täterstrukturen sowie Inhalt und Erarbeitung von Schutzkonzepten. Weiterhin beratend zur Seite stehen wird das Landesjugendamt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Gefördert wird die gesamte Qualifizierungsmaßnahme mit gut 100 000 Euro aus Mitteln des Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration NRW.

Nächster Schritt sind Qualifizierungszirkel, in denen sich kleine Gruppen darüber austauschen, wie ein Schutzkonzept für ihre jeweilige Einrichtung aussehen könnte. In den kommenden sechs Monaten steht auch eine so genannte Risiko- und Potenzialanalyse für alle Einrichtungen im Fokus. "Es wird darum gehen, einen Eindruck davon zu gewinnen, welchen Schutz und welche Sicherheit die Kinder und Jugendlichen wünschen. Wir wollen wissen, was aus ihrer Perspektive dazu beiträgt, dass sie sich an ihrem Treffpunkt oder im Umgang mit Mitarbeitenden der aufsuchenden Jugendsozialarbeit sicher und geschützt fühlen. Wichtig ist auch, was jungen Menschen Sorgen bereitet und wo sie sich respektlos behandelt sehen", erklärt Heike Nees, Leiterin der Fachstelle Jugendsozialarbeit im städtischen Amt für Kinder, Jugendliche und Familien.

"Erkenntnisse über Schutzfaktoren und Risiken bilden die Grundlage für Maßnahmen zum Gewaltschutz. Es braucht fachkundige Menschen, die als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner hilfreiche Orientierung bieten", ergänzt Claudia Brörmann von der Fachstelle Jugendsozialarbeit. Vertrauenspersonen für Kinder und Eltern in jeder der beteiligten Einrichtungen, ein Verhaltenskodex, Beschwerdemanagement und sexualpädagogische Konzepte – das sind Bausteine, die zu einem besseren Schutz vor Gewalt beitragen sollen. Diese und andere Angebote sollen respektvolles Miteinander und die Widerstandsfähigkeit junger Menschen gegenüber Grenzüberschreitungen stärken - das gilt gleichermaßen und insbesondere für Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsbeeinträchtigungen. "Solche einrichtungsbezogenen Schutzkonzepte werden präventiv gegen sexualisierte, emotionale und körperliche Gewalt wirken. Die Jugendarbeit in Münster knüpft hier an bestehende partizipative Gesprächs-, Diskussions- und Entscheidungsstrukturen an", so Heike Nees.

Dennoch braucht es auch festgelegte Verfahren, die bei Verdachtsfällen und Vorfällen greifen. "Die Einrichtungen sollen im Ernstfall handlungsfähig bleiben. Und sie erarbeiten Möglichkeiten, wie man nach einem Verdachtsfall oder einem Übergriff mit den Auswirkungen umgehen kann", betont Claudia Brörmann.    

Meistgelesene Artikel

Solidaritätspartnerschaft: Hilfstransport auf dem Weg nach Winnyzja
Allgemein

Große Spendenbereitschaft in Münster / Weiterhin Unterstützung benötigt

weiterlesen...
Professor Dietrich Grönemeyer stellt sein neues Bühnenprogramm in Münster vor
Fit & Gesund

Meditainment-Vortrag „Fit bis 100“ am 14. April 2024 live im Kap. 8

weiterlesen...

Neueste Artikel

Gericht hebt historisches Urteil gegen Harvey Weinstein auf
Aus aller Welt

Das Urteil gegen Filmmogul Weinstein war 2020 ein Meilenstein der Rechtsgeschichte. Nun gab ein Gericht überraschend seinem Einspruch statt. Freikommen wird der 72-Jährige vorerst aber nicht.

weiterlesen...
Suche nach Arian geht weiter - Bundeswehr soll helfen
Aus aller Welt

Einsatzkräfte suchen seit Montagabend nach dem sechsjährigen Arian aus Bremervörde. Bei der Suche setzen sie Retter auch ungewöhnliche Methoden ein - und haben weiterhin Hoffnung.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie