Der Golfball rollt perfekt auf das Loch zu, scheint hineinzufallen - und springt doch wieder raus. Für dieses Ärgernis gibt es mehrere Gründe. Zwei davon präsentieren Wissenschaftler in einer Studie. Beim ersten Phänomen geht es um die Neigung des Balls und dessen Rollbewegung. Beim zweiten ist eine spezielle Drehung des Balls um die eigene Achse wichtig. Dies alles gelte nicht nur für Golf, sondern auch für Minigolf, sagte Studienautor Stephen Hogan von der Universität Bristol (Großbritannien). Er hat die Studie zusammen mit Máté Antali von der Széchenyi István Universität in Győr (Ungarn) im Journal «Royal Society Open Science» veröffentlicht. «Golf macht zur Hälfte Spaß, zur anderen Hälfte muss man putten.» Mit diesen Worten zitieren die Studienautoren einen früheren Autor von Golfbüchern, Peter Dobereiner. Damit untermauern Hogan und Antali, dass das Einlochen (Putten) bei vielen Golfern zu frustrierenden Momenten führt. Beide Forscher gehörten 2021 zu einer Autorengruppe, die die Physik hinter einem Ball, der auf dem Rand eines Basketballkorbs entlang rollt, detailliert beschrieben haben. Nun haben sie zwei mechanische Erklärungen zum sogenannten Auslippen entwickelt. Dieses Golferwort ist die deutsche Übersetzung des englischen Ausdrucks «lip out» für die Bewegung eines Golfballs, der nur beinahe im Loch verschwindet. Das Team präsentiert ein mechanisches Modell zum Rand-Auslippen und eines zum Loch-Auslippen. Beim Rand-Auslippen gelangt der Schwerpunkt des Golfballs nicht unter das Niveau des Grüns. Der Ball rollt auf das Loch zu, aber seine Mitte bewegt sich nicht in Richtung des Lochzentrums. Deshalb gerät der Ball schräg an den Lochrand, wobei die Neigung des Balls ins Loch hinein nicht groß genug ist, um den Impuls der Rollbewegung zu überwinden. Der Ball wird leicht abgelenkt, doch die Rollbewegung bleibt bestimmend. Beim Loch-Auslippen fällt der Schwerpunkt des Golfballs tiefer. Hier rotiert der Ball um die eigene Achse. Genauer: Er hat eine Rotation in eine andere Richtung als die Rollrichtung. Diese Bewegung wird auch Spin genannt. Dabei kann der Ball schon vollständig unter dem Lochrand verschwinden und sich durch den Spin wieder aus dem Loch herausdrehen. Das funktioniert allerdings nur, wenn der Ball nicht den Boden berührt, denn diese Berührung würde die Ballbewegung stören und der Ball verbliebe im Loch. Zum Schluss schreiben die Studienautoren, dass es mindestens ein weiteres Auslippen gibt, das sie selbst aber nicht näher analysiert haben: «Das sind Fälle, in denen der Golfball am Loch ankommt, dann den Rand sofort wieder verlässt, nur um auf den gegenüberliegenden Rand aufzutreffen und anschließend auf dem Rand entlangzurollen – um dann entweder ins Loch zu fallen oder zum Grün zurückzukehren.»Der Frust beim vermeintlich letzten Schlag
Der tückische Spin
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