27. September 2024 / Aus aller Welt

Eine Stimme fehlt: Walschutzgebiet im Südatlantik scheitert

Bei einer Fachkonferenz in Peru geraten Gegner und Befürworter des Walfangs aneinander. Jede Seite kann Teilerfolge feiern. Die EU setzt ein starkes Signal gegen die Jagd auf Wale durch.

Delegierte aus 88 Ländern beraten in Lima über den Schutz der Wale.

Am Ende war es ganz knapp: Die Einrichtung eines neuen Walschutzgebiets im Südatlantik ist bei der Konferenz der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Lima gescheitert. Der von Argentinien, Brasilien und Uruguay eingebrachte Vorschlag verfehlte die erforderliche Dreiviertelmehrheit bei dem Treffen in der peruanischen Hauptstadt um gerade mal eine Stimme. Es wäre weltweit das dritte Schutzgebiet für Wale nach einem in der Antarktis und einem im Indischen Ozean gewesen. 

«Was für eine verpasste Chance. Eine einzige Stimme hätte für Dutzende Walarten im Südatlantik den Unterschied ausmachen können», sagte Nicolas Entrup von der Umweltschutzorganisation Ocean Care. «Seit über 20 Jahren versuchen die südamerikanischen Mitgliedsstaaten der IWC, ein dringend benötigtes Schutzgebiet für Wale im Südatlantik einzurichten, aber es war noch nie so knapp.»

Nach ihrem Austritt aus der IWC 2019 hat die Walfangnation Japan nach Einschätzung von Umweltschutzorganisationen eine Allianz aus einigen afrikanischen und karibischen Staaten geschmiedet, die nun die Interessen Tokios in der Kommission vertritt. Vorschläge der Walfang-Lobby zur Aufhebung des seit 1986 geltenden Walfang-Moratoriums und zur Anerkennung des aus ihrer Sicht wichtigen Beitrags des Walfangs zur Ernährungssicherheit wurden allerdings mangels Unterstützung zurückgezogen. 

«Afrikanische Regierungen lassen sich für Japan Interessen missbrauchen»

«Echte Ernährungssicherheit ist zu wichtig, um sie für politische Spielchen zu missbrauchen. Wir sind erleichtert, dass der Vorschlag einiger west- und zentralafrikanischer Länder, die Ernährungssicherheit in Westafrika fälschlicherweise mit dem kommerziellen Walfang zu verknüpfen, gescheitert ist», sagte Maximin Djondo von Ocean Care. «Es ist beschämend, dass sich einige afrikanische Regierungen für Japans Interessen im kommerziellen Walfang missbrauchen lassen.»

Japan jagt seit seinem Austritt aus der IWC in den eigenen Gewässern Zwergwale, Brydewale und Seiwale. In diesem Jahr nahmen die japanischen Walfänger erstmals seit Jahren wieder die Jagd auf Finnwale auf. Dafür wurde Japan bei der Konferenz in Lima gerügt. «Diese Rüge durch die Walfangkommission ist ein diplomatischer Schuss vor den Bug Japans», sagte Matt Collis von der Tierschutzorganisation IFAW. «Der Austritt aus der IWC entbindet Japan nicht von seinen internationalen rechtlichen Verpflichtungen. Japan sollte sich der internationalen Gemeinschaft anschließen und den kommerziellen Walfang dahin verbannen, wo er hingehört: in die Geschichtsbücher.» 

Umweltschützer feiern Resolution zur Stärkung des Moratoriums als Teilerfolg

Die von der Europäischen Union eingebrachte Resolution zur Stärkung des Walfangverbots wurde angenommen. Derzeit betreiben nur Japan, Norwegen und Island noch kommerziellen Walfang. «Das ist die erste Resolution seit mehr als 20 Jahren, die den kommerziellen Walfang von Japan, Norwegen und Island verurteilt und sie an ihre Pflichten unter internationalem Seerecht erinnert», sagte Sandra Altherr von der Naturschutzorganisation Pro Wildlife. 

Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace begrüßte die Resolution. «Es ist eine wichtige und gute Nachricht, dass die IWC das Moratorium für kommerziellen Walfang heute mit einer breiten Mehrheit bestärkt hat. Gleichzeitig ist es mühselig, längst Beschlossenes immer wieder verteidigen zu müssen, während die Wale und die Meere insgesamt heute wachsender Bedrohung ausgesetzt sind», sagte Greenpeace-Expertin Franziska Saalmann. «Wale spielen eine zentrale Rolle für marine Ökosysteme und müssen dringend besser geschützt werden - vor kommerziellen Jägern, aber auch vor Beifang, der Klimakrise oder dem drohenden Start von Tiefseebergbau.»

 


Bildnachweis: © Maxi Jonas/dpa
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