19. Juli 2023 / Aus aller Welt

Festnahmen nach Goldschatz-Diebstahl in Oberbayern

Ende November stahlen Einbrecher in Manching den größten keltischen Goldschatz, der im 20. Jahrhundert entdeckt wurde. Nun scheint der Fall geklärt.

Der größte keltische Goldfund des 20. Jahrhunderts wurde 1999 gefunden, im November 2022 hatten Einbrecher die Goldmünzen gestohlen.

Es war ein schwerer Schlag für das historische Erbe Bayerns. Vor einem Dreivierteljahr brachen Unbekannte nachts in das Kelten Römer Museum in Manching bei Ingolstadt ein und stahlen das Prunkstück des Hauses - den etwa 2100 Jahre alten keltischen Goldschatz. Monatelang konnte die deswegen gegründete Sonderkommission des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) nichts vermelden, nun sind die Ermittler ein großes Stück weiter.

Wie sie am Mittwoch berichteten, konnten vier Verdächtige festgenommen werden. Im Großraum Schwerin habe es am Dienstag Festnahmen und Durchsuchungen gegeben. Bei den Ermittlungen soll zumindest auch ein Teil des Schatzes sichergestellt worden sein. Am Donnerstag wollen die Fahnder und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) weitere Infos bekanntgeben.

«Das ist ein herausragender Ermittlungserfolg», sagte Herrmann bereits am Mittwoch. Die Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft hätten auch länderübergreifend eine hervorragende Arbeit geleistet. «Damit ist es gelungen, Profi-Einbrecher festzunehmen.»

483 Münzen gestohlen

Die gestohlenen 483 Münzen waren der größte keltische Goldfund, der im vergangenen Jahrhundert aufgetaucht ist. Ein Grabungsteam hatte das Gold 1999 bei Manching gefunden, sieben Jahre später wurde das Museum mit dem herausragenden archäologischen Fund im Mittelpunkt eröffnet. Der reine Goldwert der Münzen war zwar nicht so groß, aber der Sammlerwert der antiken Münzen ging in die Millionen.

In der einstigen Keltenstadt im nördlichen Oberbayern, dem sogenannten Oppidum, werden immer wieder bedeutende Funde gemacht. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zählt die Siedlung zu den bedeutendsten Bodendenkmälern nördlich der Alpen. Entsprechend zieht der Ort auch immer wieder Kriminelle an. Erst wenige Monate vor dem Einbruch hatten Raubgräber am Ort einer wissenschaftlichen Grabung weit mehr als 140 Löcher gegraben und möglicherweise eine unbekannte Zahl von Fundstücken mitgenommen.

Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) sprach nach dem Einbruch von «einer Katastrophe». Er betonte, dass die Festnahme ein wichtiger Schritt bei der Suche nach den Kelten-Münzen sei. «Es wird mit Hochdruck daran gearbeitet, den Verbleib des Schatzes zu ermitteln.» Museumsleiter Tobias Esch machte schon einmal klar, dass er möglichst die Originale wieder in seinem Haus zeigen möchte. Von einer Präsentation von Repliken an Stelle der echten Münzen halte er nichts. «Das Original hat eine Aura», sagte er.

Die Tat hatte damals auch offenbart, dass der kostbare Schatz nur unzureichend gesichert war. Die Einbrecher waren am frühen Morgen des 22. November 2022 zwar höchst professionell vorgegangen, aber mit einer besseren Sicherheitstechnik hätten sie vielleicht geschnappt werden können.

Binnen weniger Minuten die Vitrine leergeräumt

Denn die Täter hatten zunächst in einer Telefonzentrale in der Nähe die Leitungen gekappt, um die Alarmanlage des Museums auszuschalten. Dann erfolgte der Einbruch, binnen weniger Minuten war die Goldvitrine leergeräumt.

Weil sie durch die Fehlermeldung wegen der zerstörten Leitungen Geldautomatensprengungen befürchtete, schickte die Polizei Streifen zu den Banken in der Region. Aber der Sicherheitsdienst, der das Museum schützen sollte, blieb aus bis heute nicht bekannten Gründen untätig. Der Einbruch wurde erst Stunden später am Vormittag bemerkt, als das Museumspersonal das Haus öffnen wollte.

Später wurde auch bekannt, dass die Videoüberwachungsanlage des Museums keinerlei brauchbare Bilder geliefert hatte. Mittlerweile hat der Museumszweckverband angekündigt, die Sicherheitstechnik umfassend zu modernisieren.

In den vergangenen Monaten hatte die Soko «Oppidum» auch mögliche Zusammenhänge zu anderen spektakulären Museumseinbrüchen wie in das Grüne Gewölbe in Dresden oder das Berliner Bode-Museum geprüft. Bislang hieß es, eine Verbindung zwischen den Taten sei unwahrscheinlich. Am Donnerstag werden nun weitere Antworten erwartet.


Bildnachweis: © Frank Mächler/dpa
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