11. Dezember 2024 / Aus aller Welt

Tropenmediziner: Reaktion auf «Krankheit X» zeigt Mangel auf

Die mysteriösen Krankheitsfälle im Kongo könnten schlussendlich doch bekannte Ursachen haben. Doch die Reaktion darauf zeigt laut einem deutschen Mediziner: Wir sind nicht gut vorbereitet.

In der Demokratischen Republik Kongo hat das Gesundheitssystem viel zu bewältigen, neben «Krankheit X» auch den Mpox-Ausbruch. (Archivbild)

Nach der nur langsamen Reaktion der lokalen Behörden auf die mysteriösen Todesfälle in der Demokratischen Republik Kongo mahnt ein deutscher Infektiologe künftig rascheres weltweites Handeln an. Ausbrüche von Krankheiten müssten auch in entlegenen Gebieten effektiv erkannt und eingedämmt werden, sagte Torsten Feldt, Zweiter Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit.

Die Behörden im Kongo sprachen in den vergangenen Tagen von einer unbekannten «Krankheit X». Doch laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde in 10 von 12 medizinischen Proben von Patienten Malaria nachgewiesen. Proben würden aber weiter untersucht, auch auf andere Krankheiten und Erreger. Möglicherweise erkrankten die Menschen auch an verschiedenen Dingen.

Zahlen stiegen nicht mehr stark an

Seit Ende Oktober wurden mehr als 400 Krankheitsfälle verzeichnet. Die WHO sprach von 31 Toten, die örtlichen Behörden von mehr als 130 Toten. Betroffen sind vor allem Kinder unter fünf Jahren. Allerdings stiegen die Zahlen - anders als häufig bei neuen Krankheiten - in den vergangenen Tagen nicht weiter stark an. Auch ist in der betroffenen Region gerade Regenzeit, was häufig zu einer Häufung von Atemwegserkrankungen, Grippe und Malaria-Infektionen führt.

«Die schlechte Anbindung der Region an Kommunikation und Verkehr hat die Reaktion erheblich erschwert, aber die Zeit, bis Maßnahmen eingeleitet wurden und bis Informationen verfügbar waren, war zu lang», meinte Feldt. «So könnten bei bedrohlichen Ausbrüchen Möglichkeiten für eine Eindämmung verpasst werden.» Erst am 29. November meldete das Gesundheitsministerium des Kongo der WHO eine Warnung.

Weltweit müssten Behörden schneller reagieren können, sagte Feldt, der an der Uniklinik Düsseldorf Bereichsleiter Tropenmedizin ist. «Zoonosen entstehen nicht selten auch in diesen entlegenen Gebieten, daher können wir diese bei unseren Überlegungen nicht ausblenden.» Oft genug habe man gesehen, dass sich Erreger in kurzer Zeit über die Kontinente verbreiten.

Bessere Gesundheitssysteme für die Menschen vor Ort

Allerdings sollten in diesen Regionen die Gesundheitssysteme generell gestärkt werden - «nicht nur der Schutz vor Ausbrüchen, die uns betreffen können». In der abgelegenen Region Panzi in der Provinz Kwango, in der die Fälle auftraten, sind nach lokalen Angaben etwa 40 Prozent der Menschen unterernährt. Bei Kindern liege der Anteil sogar bei 60 Prozent. Die medizinische Versorgung dort ist schlecht, die Infrastruktur marode oder nicht vorhanden.

«Es gibt eine Reihe von effektiven Präventionsmaßnahmen, die vor allem Kinder schützen können», erklärte Feldt. Dazu gehörten zum Beispiel mit Insektiziden imprägnierte Bettnetze. Es brauche generell bessere Gesundheits- und Krankheitsüberwachungssysteme in vielen Ländern.


Bildnachweis: © Moses Sawasawa/AP/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Name für Gorilla-Baby aus dem Allwetterzoo Münster gesucht
Allgemein

Stimmen Sie ab für den jüngsten Abkömmling im Zoo

weiterlesen...
awm holen Weihnachtsbäume im Januar und Februar ab
Allgemein

Rund 30.000 Tannen werden zu Kompost verarbeitet

weiterlesen...

Neueste Artikel

Ein Hippo-Mädchen als Kassenschlager: Das Phänomen Moo Deng
Aus aller Welt

Für Thailand war die Geburt des Zwerghippos Moo Deng im Juli ein Glücksfall. Der Hype um das Flusspferdchen lässt die Kassen klingen - selbst Jesus und die Mona Lisa mischen mit.

weiterlesen...
Viele Verletzte bei Skilift-Unfall im Winterparadies
Aus aller Welt

Ein unbeschwerter Skiausflug in einer idyllischen Winterlandschaft verwandelte sich für Dutzende in Spanien binnen Sekunden in einen Alptraum. Auch Ministerpräsident Sánchez zeigte sich erschüttert.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Ein Hippo-Mädchen als Kassenschlager: Das Phänomen Moo Deng
Aus aller Welt

Für Thailand war die Geburt des Zwerghippos Moo Deng im Juli ein Glücksfall. Der Hype um das Flusspferdchen lässt die Kassen klingen - selbst Jesus und die Mona Lisa mischen mit.

weiterlesen...
Viele Verletzte bei Skilift-Unfall im Winterparadies
Aus aller Welt

Ein unbeschwerter Skiausflug in einer idyllischen Winterlandschaft verwandelte sich für Dutzende in Spanien binnen Sekunden in einen Alptraum. Auch Ministerpräsident Sánchez zeigte sich erschüttert.

weiterlesen...