6. Januar 2024 / Aus aller Welt

Hoffnung auf Entspannung in den Hochwassergebieten

Endlich endet der Regen. An manchen Flüssen bringt das Entspannung. In Niedersachsen und Sachsen-Anhalt müssen aber weiter Tausende Einsatzkräfte Deiche stabilisieren und Anwohner schützen.

Blick auf den Hochwasser führenden Rhein vor dem Dom und der Hohenzollernbrücke.

Die Hochwasserlage in Teilen Niedersachsens und im Süden Sachsen-Anhalts ist weiter angespannt. Tausende Einsatzkräfte etwa des Technischen Hilfswerks (THW), von Feuerwehren und der Polizei seien weiterhin wegen des Hochwassers im Einsatz, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Hannover am Samstag. Böden seien vom vielen Regen noch immer vielerorts gesättigt. «Aber die Wetterprognosen kommen uns entgegen, weil es nicht mehr so starken Niederschlag gibt», sagte er. Experten rechnen damit, dass die Scheitelstände vielerorts im Land erreicht sind.

Im Hochwassergebiet in Sachsen-Anhalt sind die Pegelstände der Thyra leicht gesunken, wie eine Sprecherin des Landkreises Mansfeld-Südharz am Samstag der Deutschen Presse-Agentur sagte. Der Fluss fließt aus Richtung Harz in die Helme. Die Talsperre werde konstant in die Helme abgelassen, so dass die Pegelstände der Helme gleichbleiben. Der Fluss war kurz vor Jahresende stellenweise deutlich über seine Ufer getreten.

Seit Freitag sind hier auch Bundeswehrsoldaten im Einsatz, um beim Stabilisieren eines Deichabschnitts zu helfen. Es ist der erste Bundeswehreinsatz in der aktuellen Hochwasserlage.

Deich weiter verstärkt - und das Wetter schwingt um

In der Nacht sei ein Deich nahe der Helmebrücke im Sangerhäuser Stadtteil Oberröblingen auch mit Hilfe der Bundeswehr weiter verstärkt worden, sagte die Sprecherin. Das Ablassen der Talsperre sei notwendig, um diese zu sichern. Im Laufe des Samstags würden weitere Sandsäcke befüllt und verbaut.

In der Region wird am Wochenende Frost erwartet. Einer Sprecherin des Landkreises zufolge wird vor Ort damit gerechnet, dass der Dauerfrost zu einer Entspannung der Lage beiträgt.

Beim Hochwasser der Elbe in Sachsen ist ebenfalls Entspannung in Sicht. Wie das Landeshochwasserzentrum des Freistaates am Samstag mitteilte, wurden im sächsischen und tschechischen Einzugsgebiet der Elbe seit Freitag kaum noch Niederschläge registriert. Auch für die kommenden Tage erwarte man nur noch geringe Niederschläge, die ab Samstagabend immer mehr in Schnee übergehen würden.

Auch im Rest Deutschlands dreht das Wetter: «Die seit Wochen anhaltende, außergewöhnlich milde Westwetterlage, die uns reichlich Regen und Hochwasser beschert hat, neigt sich nun endgültig dem Ende zu», sagte Meteorologe Christian Herold vom Deutschem Wetterdienst in Offenbach. «Die Wetterlage stellt sich grundlegend auf Winter um.» Die Temperaturen steigen tagsüber nicht mehr über null Grad, besonders im Norden und Süden wird Schnee erwartet. Die Regionen in der Mitte Deutschlands müssen sich dagegen auf Frost bei schneefreiem Boden einstellen.

In Niedersachsen wohl Hochwasserscheitel erreicht

In Niedersachsen erwarten Experten, dass nun nach dem Wiederanstieg des Hochwassers an einigen Flüssen die Scheitelstände erreicht sind. Allerdings sollen die Wasserstände vorerst auf hohem Niveau stagnieren oder nur langsam fallen, wie aus dem Lagebericht der Hochwasservorhersagezentrale des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Samstag hervorgeht. Noch immer meldeten zahlreiche Pegel im Land weiterhin die höchste Meldestufe drei - betroffen sind weiterhin die Einzugsgebiete von Aller, Leine, Oker, Hase, Hunte und Weser.

Für die Hochwasserlage an Aller, Leine und Oker zeichnet sich laut den Experten eine Entspannung ab, da ab Sonntag kaum noch neue Niederschläge vorhergesagt seien. Hoch sollten Wasserstände in der Aller und Leine aber noch bis nächste Woche bleiben, hieß es.

In der Stadt Oldenburg sowie in den vom Hochwasser besonders betroffenen Landkreisen Celle, Oldenburg, Emsland, Osterholz, dem Heidekreis und Verden gelte nach wie vor ein «außergewöhnliches Ereignis», sagte der Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums. Dadurch können Landkreise oder Städte beispielsweise einfacher auf Hilfskräfte zugreifen.

Kein weiterer Bundeswehr-Einsatz konkret abzusehen

Ein konkreter Einsatz der Bundeswehr ist im Bundesland unterdessen noch nicht abzusehen. Bislang habe das Land kein Amtshilfeersuchen gestellt, sagte der Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums. Die Bundeswehr hatte sich am Freitag auf einen möglichen Einsatz vorbereitet und dafür Kräfte der 1. Panzerdivision in Bereitschaft versetzt.

In Oldenburg sind die Einsatzkräfte auch auf eine mögliche sogenannte Entlastungsöffnung eines Deiches vorbereitet, sagte ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums. Damit sollten Wohngebiete geschützt werden, falls der Wasserdruck zu hoch werde.

Im Westen Deutschlands sinken die Pegelstände großteils

In Nordrhein-Westfalen ist die Hochwasserlage nach Angaben des dortigen Umweltministeriums weiter angespannt, aber stabil. Überwiegend gingen die Pegelstände zurück, erklärte ein Sprecher des Ministeriums am Samstag. Hohe Pegelstände seien auch noch in der nächsten Woche zu erwarten, aber mit abnehmender Tendenz auch am Rhein. In Rheinland-Pfalz fallen die Wasserstände am Rhein bereits, hier rechnet die Hochwasservorhersagezentrale auch für die kommenden Woche nicht mit einem erneuten Anstieg. Am Mosel-Pegel Trier werde voraussichtlich die Meldehöhe von 6,00 Metern am Sonntagvormittag unterschritten. Auch im Saarland sinken die Wasserstände an den Flüssen wieder. Mit einem Wiederanstieg sei trotz Regens und leichten Schneefalls nicht zu rechnen, heißt es im Hochwasserlagebericht des Saarlandes vom Samstag.

In Hessen hat sich nach dem Ende des Dauerregens die Hochwasserlage nach Behördenangaben schon weitestgehend entspannt. Die Hochwasserwellen haben mittlerweile meist die Unterläufe der größeren innerhessischen Gewässer durchlaufen, wie das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Wiesbaden am Samstagmorgen mitteilte. An den hessischen Abschnitten von Rhein und Main seien die Hochwasserscheitel erreicht, die Pegelstände sänken.


Bildnachweis: © Roberto Pfeil/dpa
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