16. Februar 2023 / Aus aller Welt

Hundekot-Attacke: Staatsoper trennt sich von Ballettdirektor

Ekliger geht's kaum: Der Angriff eines Ballettdirektors mit Hundekot auf eine Journalistin machte international Schlagzeilen. Jetzt hat der Vorfall weitere Konsequenzen für Marco Goecke.

Marco Goecke wird nicht weiter als Ballettdirektor der Staatsoper Hannover arbeiten.

Die Staatsoper Hannover trennt sich von Ballettdirektor Marco Goecke wegen dessen Hundekot-Attacke auf eine Journalistin. Sein Vertrag als Ballettdirektor sei mit sofortiger Wirkung und im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst worden, sagte Intendantin Laura Berman am Donnerstag in der Theater-Spielstätte Ballhof Eins. Bereits am Montag hatte die Theaterleitung Goecke suspendiert. Seine Stücke werden Berman zufolge jedoch in Hannover weiter aufgeführt.

Goecke hatte am Samstagabend im Foyer des Opernhauses in Hannover eine Journalistin der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», Wiebke Hüster, mit Hundekot beschmiert. Zuvor hatte er ihr vorgeworfen, immer «schlimme, persönliche» Kritiken zu schreiben. Drei Tage später bat der Ballettchef öffentlich um Entschuldigung - machte der Journalistin aber zugleich weitere Vorwürfe. Diese reagierte entrüstet und schockiert.

Der Journalistin zufolge hatte Goecke im Opernfoyer unvermittelt eine Plastiktüte mit Hundekot aus der Tasche gezogen und ihr diese mit der offenen Seite ins Gesicht gerieben. «Als ich gespürt habe, was er gemacht hat, habe ich geschrien», sagte die 57-Jährige. Sie habe unter Schock gestanden und geweint.

Goecke erklärt sich in Entschuldigungsschreiben

Schriftlich erklärte Goecke später: «Ich möchte mich bei allen Beteiligten, an erster Stelle bei Frau Hüster, für meine absolut nicht gutzuheißende Aktion aufrichtig entschuldigen.» Der Choreograf erklärte die Attacke mit der «nervlichen Belastung zweier kurz aufeinander folgender Premieren». Gleichzeitig machte er Hüster erneut Vorwürfe und sprach von «oft gehässigen Kritiken».

Hüster sagte daraufhin, am Anfang heiße es in dem Statement zwar, Goecke möchte sich entschuldigen. «Aber dann schaltet er sofort um und verstärkt die Vorwürfe, die er ohnehin gegen mich erhoben hat, nochmal», sagte Hüster am Dienstag im 3sat-Magazin «Kulturzeit». «Was für eine Art von Entschuldigung soll denn das bitte sein? Das ist eine Rechtfertigung. Plus: Wir reden hier über einen Straftatbestand. Das ist Beleidigung und Körperverletzung.»

Der eklige Übergriff hat international Schlagzeilen gemacht, unter anderem die britische BBC und die US-Zeitung «New York Times» berichteten darüber. Die Attacke löste auch eine Debatte über das angespannte Verhältnis von Kunst und Kritik aus.

CDU in Stuttgart fordert Konsequenzen

Aus Sicht der CDU-Fraktion im baden-württembergischen Landtag sollte das Stuttgarter Theaterhaus die Zusammenarbeit mit Goecke nach den Vorfällen beenden. «Dass Marco Goecke weiter mit öffentlichen Geldern der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in Baden-Württemberg unterstützt wird, halten wir für inakzeptabel», schreibt der CDU-Landtagsabgeordnete Albrecht Schütte in einem Schreiben an Kunstministerin Petra Olschowski (Grüne).

«Solange er diese Haltung hat, dürfen ihm die öffentlich geförderten Theater in Baden-Württemberg keine Bühne mehr bieten.» Schütte ist Arbeitskreisvorsitzender für Wissenschaft, Forschung und Kunst der Fraktion. Das Schreiben liegt der dpa vor. Ein Sprecher der CDU-Fraktion sagte, es gehe um neue Kooperationen mit Goecke. Alte Stücke des Choreografen sollten aus Sicht der Fraktion hingegen weiter aufgeführt werden dürfen. Goecke solle im Theaterhaus nicht länger ein- und ausgehen.

Goecke ist auch Artist in Residence im Theaterhaus Stuttgart. Eine Sprecherin von Gauthier Dance, der Compagnie des Theaterhauses, hatte bereits am Montag gesagt, er müsse dort keine Folgen für sein Engagement befürchten. Auch das Nederlands Dans Theater will seine Tour mit Goeckes Stück «In the Dutch Mountains» fortsetzen.

Bayerisches Staatsballett hält an Goecke-Werken fest

Das Bayerische Staatsballett behält zwei Werke des Choreografen im Programm. Eine Sprecherin des Staatsballetts teilte mit, sie verurteilten die Tat und den tätlichen Angriff Goeckes ausdrücklich. «Diese Handlung ist in jeder Hinsicht inakzeptabel.» Zwei Werke des Choreografen sollen dennoch im Programm des Bayerischen Staatsballetts verbleiben. Man habe Goecke im Frühjahr 2022 als «äußerst verantwortungs- und respektvollen Künstler kennengelernt». Die tägliche Zusammenarbeit mit ihm sei vom ganzen Ensemble sehr geschätzt worden, hieß es.

Nach Gesprächen mit den Produktionsbeteiligten habe die Theaterleitung beschlossen, die beiden Werke Sweet Bones' Melody aus der Produktion Passagen und All Long Dem Day im Programm zu belassen. Die Werke sollen in diesem Sommer im Rahmen von Sphären.01 aufgeführt werden. Die Premiere ist für den 23. Juni im Prinzregententheater in München geplant.


Bildnachweis: © Christophe Gateau/dpa
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