26. März 2022 / Aus aller Welt

20 Millionen Infektionen seit Pandemie-Beginn: Und nun?

Nach zuletzt immer neuen Rekorden bei den Corona-Neuinfektionen überschreitet die offizielle Zahl der Fälle seit Pandemiebeginn nun die 20 Millionen. Wie geht es nun weiter?

Die Gesundheitsämter melden dem RKI binnen eines Tages 252.026 Neuinfektionen.

Die bundesweite Zahl der seit Beginn der Pandemie nachgewiesenen Corona-Infektionen hat die 20-Millionen-Marke überschritten. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Gesamtzahl am Samstagmorgen mit 20.145.054 an.

Der tatsächliche Wert dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erfasst werden. Die Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI mit 1758,4 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche an. Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI binnen eines Tages 252 026 neue Corona-Fälle.

Epidemiologe: Inzidenz wird steigen

«Meine Erwartung ist noch eine weitere Zunahme der täglich gemeldeten Fälle für einige Tage, vielleicht Wochen», sagte der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb der Deutschen Presse-Agentur zur möglichen weiteren Entwicklung des Infektionsgeschehens. «Gerade, weil Omikron-Subtyp BA.2 mit den jetzigen Lockerungen natürlich weiterhin sehr gutes Verbreitungspotenzial hat.» Durch saisonale Effekte und allmählich zunehmende Immunität sei dann mit einem Plateau und dem Absinken zu rechnen. Generell bleibe der Verlauf aber schwer vorauszusagen, so Zeeb.

Bei der Belegung der Intensivstationen zeige sich derzeit eine Stagnation bei etwas über 2000 Fällen, führte der Hamburger Intensivmediziner Stefan Kluge aus. «Auf den Intensivstationen ist die Lage stabil.» Die Normalstationen seien zwar recht stark gefüllt, ein Großteil der positiv getesteten Patientinnen und Patienten sei aber nicht ursächlich wegen einer Corona-Infektion aufgenommen. Der Direktor der UKE-Klinik für Intensivmedizin fasste zusammen: «Derzeit können wir sagen: Die Krankenhaus-Belastung ist zwar da, aber sie ist gut zu händeln.» Grundsätzlich sehe man viel seltener schwere Verläufe als etwa auf dem Zenit der Delta-Welle, sagte Kluge. Er warnte aber, dass auch eine Omikron-Infektion schwer verlaufen könne.

Personalausfälle in Kliniken

Was die Krankenhäuser derweil jedoch bundesweit besonders stark präge, seien die Personalausfälle durch Infektionen. «So eine Ausfallquote wie jetzt, das hört man auch aus anderen Krankenhäusern, haben wir noch nicht gehabt in der Pandemie», sagte Kluge. Auch wenn die Boosterquote bei den Ärztinnen und Ärzten und Pflegenden etwa im UKE hoch sei und sie daher meist nur milde erkrankten, fielen sie sieben bis zehn Tage aus. Sowohl im ärztlichen als auch im pflegerischen Bereich seien die Einschnitte deutlich zu spüren.

Engpässe zeichnen sich zuletzt aber auch an anderer Stelle klar ab: So ist die Lage in den Gesundheitsämtern angesichts der Corona-Infektionszahlen auf Rekordniveau weiter sehr angespannt. Bei den Kapazitäten für die Erfassung gebe es «keine Luft mehr nach oben», hatte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Johannes Nießen, betont.

Gerade auch bei älteren Menschen gingen die Infektionszahlen zuletzt hoch, unter den weiter täglich teils über 200 oder sogar 300 gemeldeten Todesfällen seien sehr viele Ältere, mahnte Epidemiologe Zeeb. Insbesondere für diese Altersgruppe, so betonte er, bleibe ein möglichst aktueller Impfschutz extrem bedeutend.

Diskussion um Maskenpflicht

Ein vieldiskutiertes Ende der Maskenpflicht beurteilen die Experten aus der Wissenschaft kritisch. Masketragen zum Selbstschutz sei und bleibe sehr wichtig, machte Zeeb klar. Auch Intensivmediziner Kluge betonte, wie effektiv die Maske schütze, und forderte, die Maskenpflicht noch nicht fallen zu lassen. Aus medizinischer Sicht würde man natürlich jetzt erst mal den Höhepunkt bei den Infektionsraten abwarten wollen, bevor man an die Maßnahme des Masketragens herangehe.

Zeeb betonte, es bleibe die Aufgabe, die vulnerablen Menschen zu schützen und vor allem bei ihnen «den Impfstatus so hoch wie möglich zu schrauben». Die Verlagerung auf individuell verantwortliches Handeln angesichts weitgehend fallender Corona-Auflagen könne zwar funktionieren, «aber halbwegs sicher werden wir da erst in einiger Zeit sein», mahnte der Experte.


Bildnachweis: © Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/dpa
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