11. Mai 2024 / Aus aller Welt

Freiburger Pilotprojekt will Nachtleben sicherer machen

Wer in einer Bar oder einem Club K.-o.-Tropfen verabreicht bekommt, soll noch an Ort und Stelle Hilfe bekommen. Freiburg startet damit aus eigener Sicht ein bundesweit einmaliges Experiment.

Täter schütten die meist geschmacks- und geruchlosen K.-o.-Tropfen in die Getränke ihrer Opfer (Symbolbild).

Im Kampf gegen die K.-o.-Tropfen geht das Universitätsklinikum in Freiburg einen neuen Weg und bezieht dabei Bars und Clubs ein. Betroffene könnten sich im Verdachtsfall melden und ein Test-Kit erhalten, teilte die Ärztliche Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin, Annette Thierauf-Emberger, mit. «Unter Einbezug des Nachtlebens kenne ich keine weiteren Untersuchungen bundesweit», erklärte die Professorin.

Die Medizinerin machte deutlich, dass bei einem Verdacht auf diese Tropfen keine Zeit verloren werden dürfe. Schon nach zwölf Stunden seien viele Substanzen, die als K.-o.-Tropfen missbraucht würden, bereits nicht mehr nachzuweisen. «Wenn wir die Situation erfassen wollen, müssen wir die Proben direkt im Nachtleben gewinnen.» Dazu werden Behälter für Urinproben ausgegeben. Die Probe könne dann in den folgenden Tagen zum Institut für Rechtsmedizin gebracht werden. Die Tests seien für die Betroffenen kostenlos.

Erst schwindelig, dann bewusstlos

Täter schütten die meist geschmacks- und geruchlosen Chemikalien in die Getränke ihrer Opfer. Die Substanzen wirken üblicherweise wie Drogen. Nach einigen Minuten wird den Opfern schwindelig, sie können nicht mehr klar denken und handeln und fühlen sich, als wären sie betrunken. Kurz darauf werden sie für Minuten oder auch mehrere Stunden bewusstlos. Täter nutzen diese Zeit für Sexualdelikte oder zum Ausrauben. Die Opfer können sich hinterher meist nicht mehr richtig daran erinnern.

Immer wieder werden Fälle bekannt. Die Opferschutzorganisation Weißer Ring hatte von einer hohen Dunkelziffer gesprochen. Für Aufsehen sorgten 2022 mutmaßliche Vorfälle mit K.-o.-Tropfen auf einem Sommerfest der SPD-Bundestagsfraktion in Berlin. Die Staatsanwaltschaft hatte keinen Verdächtigen ermitteln können.


Bildnachweis: © Christian Thiele/dpa
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