27. Juni 2022 / Aus aller Welt

Cannabis-Konsum belastet Gesundheitssysteme

Die Vereinten Nationen warnen vor den Folgen von immer stärkerem und legal kaufbarem Cannabis. Doch auch stärkere Drogen geben Anlass zur Sorge. Denn sie tauchen auf neuen Absatzmärkten auf.

Immer stärkeres Haschisch und Marihuana auf dem Markt führt vermehrt zu Sucht in Westeuropa.

Der steigende Konsum von Cannabis führt laut einem Bericht der Vereinten Nationen (UN) zu einer zusätzlichen Belastung von Gesundheitseinrichtungen.

In der Europäischen Union (EU) seien Hanf-Drogen die Ursache für rund 30 Prozent der Drogentherapien, hieß es im Jahresbericht des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) in Wien, der am Montag veröffentlicht wurde. In Afrika und manchen lateinamerikanischen Ländern stehe der größte Teil solcher Therapien im Zusammenhang mit Cannabis-Sucht.

Das immer stärkere Haschisch und Marihuana auf dem Markt hat laut UNODC zusammen mit regelmäßigem Konsum zu einem Anstieg von Sucht und psychischen Erkrankungen in Westeuropa geführt. In Nordamerika werde als Folge der Legalisierung von Cannabis ebenfalls mehr konsumiert - besonders unter jungen Erwachsenen. Ein wachsender Anteil an psychiatrischen Störungen und Selbstmorden stehe dort im Zusammenhang mit regelmäßigem Gebrauch von Cannabis, hieß es in dem Bericht. Auch die Krankenhausaufenthalte nähmen zu. Das UNODC räumte ein, dass durch den legalen Verkauf dieser Drogen Steuereinnahmen gestiegen und die Zahl von Verhaftungen wegen Cannabis-Besitzes gesunken sind.

Der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, sah die Zahlen als Bestätigung für die Pläne der Koalition. SPD, Grüne und FDP haben im Koalitionsvertrag vereinbart, eine «kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizensierten Geschäften» einzuführen. «Niemand soll beim Cannabiskonsum in Zukunft mehr Angst vor Strafverfolgung haben», sagte Blienert (SPD) den Zeitungen der Funke Mediengruppe. «Unser Ziel muss sein, dass Menschen, die einen problematischen Konsum haben, früher und besser in das hiesige Beratungs- und Hilfesystem kommen.»

Drogen schaden auch der Umwelt

Der Bericht analysierte auch Umweltbelastungen durch Drogen. Demnach verursacht die Indoor-Zucht von Cannabis wegen des höheren Energiebedarfs einen 16 bis 100 mal höheren Ausstoß von CO2 als im Freien. Die Produktion von Kokain hat einen 30 mal so großen CO2-Ausstoß wie von Kakaobohnen, die stattdessen angepflanzt werden könnten.

Laut UNODC haben illegale Drogen global keine signifikante Auswirkung auf die Umwelt. Lokal können jedoch erhebliche Schäden entstehen, etwa durch chemische Abfälle bei der Herstellung synthetischer Drogen oder durch Waldrodungen für den Anbau von Kokapflanzen.

Sorge wegen «Opioid-Epidemie» - nicht nur in den USA

Was gesundheitliche Schäden anbelangt, sind die Drogenwächter der Vereinten Nationen vor allem über Opioide in Nordamerika besorgt. Zu diesen heroin-artigen Substanzen zählt etwa Fentanyl. Nach vorläufigen Schätzungen starben 2021 in den Vereinigten Staaten rund 108.000 Menschen an einer Überdosis, 17 Prozent mehr als im Jahr davor.

Von einer weiteren «Opioid-Epidemie» durch den Missbrauch des Schmerzmittels Tramadol spricht das UNODC im nördlichen und westlichen Afrika sowie im Mittleren Osten. Es gebe auch Anzeichen für den Drogenkonsum von Tramadol in Asien und Europa.

Die UN-Behörde ist auch besorgt, dass andere stärkere Drogen neue Absatzmärkte finden. Beschlagnahmungen deuten demnach darauf hin, dass der Kokainschmuggel sich außerhalb der Hauptabnahmegebiete Nordamerikas und Europas auch in Afrika und Asien ausdehnt. Das ebenfalls aufputschende Methamphetamin sei nicht mehr nur ein Problem in Ost- und Südostasien, sondern auch in Ländern wie Afghanistan und Mexiko.

Das UNODC schätzt, dass 284 Millionen Jugendliche und Erwachsene Drogen konsumieren. Diese Berechnungen beruhen auf den jüngsten vorliegenden Zahlen aus dem Jahr 2020. Mehr als 11 Millionen Menschen injizieren Rauschgift mit Spritzen. Die Hälfte davon ist mit Hepatitis C infiziert, 1,4 Millionen leben mit HIV.


Bildnachweis: © Christoph Soeder/dpa
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