21. August 2017 / Allgemein

Die Bahn schläft nie

Im Münsteraner Instandhaltungswerk hält die Deutsche Bahn ihre regionale Flotte in Schuss

Die Bahn schläft nie

Text und Fotos: Nils Dietrich
Die Wiedertäufer

Tagsüber im Einsatz auf den Gleisen der Republik, nachts in der Instandhaltung am Industrieweg: In ihrem Münsteraner Instandhaltungswerk hät die Deutsche Bahn ihre regionale Flotte in Schuss. Ein Besuch an einem Ort, der niemals schläft – und den die meisten Bahnfahrer nur vom Blick aus dem Zugfenster kennen.

Ingo Hildebrandt (Foto oben) und seine Kollegen sind so etwas wie die Heinzelmännchen der Deutschen Bahn. Draußen ist es schon lange dunkel, die Menschen schlafen bereits, da schreiten sie im Neonlicht zu Werke und sorgen dafür, dass die Züge der DB Regio am nächsten Tag gewartet und einsatzbereit sind. Mittwochabend hat er Spätschicht, die sei ihm am liebsten, erklärt der Mechatroniker, während er Öl in einem Getriebe nachfüllt.

In der 168 Meter langen Haupthalle am Industrieweg stehen an diesem Abend drei Züge auf den Wartungsgleisen. Nach einer Sichtkontrolle führen Hildebrandt und ein gutes Dutzend Kollegen hier alle Arbeiten durch, die im Betrieb anfallen. Das umfasst die Wartung von Türen bis hin zum Getriebe und die Reinigung der 90 Züge, die in Münster beheimatet sind. Abhängig von der Jahreszeit fallen weitere Arbeiten an, im Sommer muss die Klimaanlage funktionieren, im Winter die Enteisung. Außerdem tauscht das Wartungsteam bei Bedarf große Fahrzeugkomponenten wie Achsen, Fahrmotoren und Drehgestelle mit einem Gewicht von bis zu acht Tonnen aus.

“Jeder muss hier an allen Fahrzeugen etwas können”, freut sich der 39-jährige Hildebrandt, der schon seine Ausbildung bei der Bahn gemacht hat, über die Vielseitigkeit der Arbeit. Und: Gearbeitet wird hier immer, denn es wird schließlich auch immer gefahren. Das bedeutet Dreischichtbetrieb an 365 Tagen im Jahr.

Alfred Greiwe ist der Mann, der in Münster den Überblick behält. “Jedes Fahrzeug hat einen festen Wartungsplan”, sagt der Leiter der Instandhaltung. Wann ein Zug in die Wartung muss, welche Komponenten dann zu prüfen sind und welche Achsmaße beim letzten Mal erfasst wurden, merkt sich die Software eines großen deutschen Herstellers mit drei Buchstaben. Die entsprechenden Zyklen beruhen sowohl auf Zeitintervallen als auch auf der gefahrenen Leistung. In der Regel werden die Fahrzeuge rund alle vier Wochen auf Herz und Nieren geprüft.

Jeder Zug legt rund 400.000 Kilometer pro Jahr zurück. Allein der Rhein-Haard-Express pendelt täglich mehrmals zwischen Münster und Düsseldorf und kommt somit auf deutlich über 1.000 Kilometer Laufleistung. Auch der RE 42 (Münster- Mönchengladbach) sowie die RB 51 (Dortmund – Enschede), RB 63 (Münster – Coesfeld) und RB 64 (Münster – Enschede) haben ihre Heimstatt in Münster und sind ergo regelmäßig am Industrieweg zu Gast.

Nicht zuletzt betreut das Team noch die 35 Fahrzeuge des Wettbewebers National Express, der seit Ende 2015 u. a. den RE 7 zwischen Krefeld und Rheine betreibt. Direkt nebenan steht eine neue, erst zu Jahrebeginn eingeweihte Werkshalle, in der die Bahnmitarbeiter die Wartung nun als Auftragsleistung übernehmen.

All das hat natürlich unter Berücksichtigung des Faktors Zeit zu geschehen. Für die Arbeiten in der Nacht gibt es gewisse Fristen, innerhalb derer die Arbeiten geschafft werden müssen. Aber wie kann es dann sein, dass Züge früh morgens verspätet bereitgestellt werden? “Wir können bei einer planmäßigen Überprüfung natürlich auch größere Schäden entdecken, deren Behebung dann länger dauert”, erläutert Greiwe. Das passiere jedoch äußerst selten. Denn im Regelfall liefern seine Heinzelmännchen pünktlich ab.

 

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