25. Mai 2024 / Natur & Umwelt

Kampf gegen den Artenschwund: Mehr Wildnis wagen

Podcast zum Internationalen Tag der Biodiversität mit Melanie Dammhahn und Sascha Buchholz

Foto (Universität Münster): Prof. Dr. Melanie Dammhahn und Prof. Dr. Sascha Buchholz fordern zu einem bewussteren Umgang mit der Natur auf. 


Die Biologin Prof. Dr. Melanie Dammhahn und der Landschaftsökologe Prof. Dr. Sascha Buchholz von der Universität Münster fordern zu einem bewussteren Umgang mit der Natur auf. Jeder Mensch könne etwas gegen die Biodiversitätskrise, also den schnellen Verlust von Tier- und Pflanzenarten tun, indem man beispielsweise eine Ecke seines Gartens „verlottern“ lässt. „Es genügt eine Fläche von einem Quadratmeter. Wenn man dort eine Wildblumenmischung sät und Pflanzen wie Brennnesseln wachsen lässt, steigt die Wildtierpopulation im Garten spürbar an“, erklärt Melanie Dammhahn. Die Devise laute daher: mehr Unordnung, mehr Wildnis wagen. „Zudem sollten wir unser Konsumverhalten kritisch beobachten und bevorzugt Nahrungsmittel aus biologischem und flächenschonendem Anbau kaufen“, ergänzt Sascha Buchholz. In der neuen Folge des „Umdenken“-Podcasts, die anlässlich des Internationalen Biodiversitätstages am 22. Mai erscheint, erklären die Wissenschaftler, warum die Biodiversitätskrise von ebenso großer Bedeutung wie die Klimakrise ist und welche Maßnahmen zur Artenvielfalt beitragen.

Experten gehen davon aus, dass seit 1970 bereits rund 70 Prozent aller Arten verschwunden sind. Derzeit existieren demnach rund 15 Millionen verschiedene Arten, von denen Schätzungen zufolge jedoch täglich 130 bis 150 aussterben. „Überall, wo Menschen in neue Lebensräume vordringen, lässt sich Artensterben beobachten“, betont Melanie Dammhahn, die dieses Phänomen zehn Jahre auf Madagaskar untersucht hat. Durch den schnellen Ausbau der Städte in den vergangenen Jahrzehnten seien immer mehr Lebensräume von Tieren zerstört worden. Zudem schade die intensive Landwirtschaft und die zunehmende Austrocknung des Bodens sowohl Pflanzen als auch Tieren, zum Beispiel dem in Europa beheimatetem Kiebitz. „Naturschutzgebiete könnten helfen, aber die Schutzgebiete in Deutschland sind viel zu klein, um einen positiven Einfluss zu haben“, kritisiert Sascha Buchholz. Die Nationalparks in den USA beispielsweise seien erheblich größer und strenger reguliert.

Auch wenn die Klimakrise in der öffentlichen Wahrnehmung präsenter als die Biodiversitätskrise zu sein scheint, müsse man beide Phänomene in Abhängigkeit zueinander betrachten, da Biodiversität der Klimakrise entgegenwirken könne. „Je mehr Bestäuber es gibt, desto mehr Pflanzen wachsen und desto mehr Kohlenstoffdioxid kann gespeichert werden. Kurzum: Eine hohe Artenvielfalt bewirkt ein funktionierendes Ökosystem“, erklärt der Forscher. Aktuelle Tendenzen prognostizierten zwar einen Rückgang der Artenvielfalt, andererseits entdecke man weltweit ständig neue Arten.

Umdenken – der Podcast der Universität Münster
Im Podcast der Universität Münster kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen zu Wort. Sie berichten über ihre Forschungsschwerpunkte, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und ihre persönliche Motivation. Alle Folgen sind auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts und unter folgendem Link zu hören: https://www.uni-muenster.de/kommunikation/podcast/index.html

Meistgelesene Artikel

ADFC-Fahrradklimatest: Bis Ende November für Münster abstimmen
Allgemein

Ergebnisse stehen im Frühjahr 2025 fest / Fahrradfreundlichste Städte werden in Berlin ausgezeichnet

weiterlesen...
Der Pelikan ist gelandet!
Allgemein

Das Pelikanhaus des Clemenshospitals hat sein Wahrzeichen erhalten, die Skulptur eines Krauskopfpelikans

weiterlesen...

Neueste Artikel

Temperatursprung durch weniger Wolken
Aus aller Welt

Weil niedrige Wolken Sonnenlicht reflektieren, kühlen sie die Erde. Daten von Satelliten zeigen: Im vergangenen Jahr gab es besonders wenige davon. Das könnte zur Klimakrise beitragen.

weiterlesen...
Klaasohm ohne Prügel? Borkumer feiern umstrittenen Brauch
Aus aller Welt

Schläge mit einem Kuhhorn gegen Frauen soll es beim Nikolausbrauch Klaasohm auf Borkum nicht mehr geben. Der Auftakt des Fests verläuft laut der Polizei störungsfrei - bleibt es friedlich?

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie