21. Januar 2021 / Fit & Gesund

Jeder neue Patient könnte Corona haben

Krankenhaushygiene in Coronazeiten wichtiger denn je

Krankenhaushygiene

Foto (Michael Bührke): Bevor Dr. Christian Otte zu einem Notfallpatienten gehen kann der Corona-Symptome zeigt, muss er sich aufwendig schützen.


„Ich bin froh, wenn Corona vorbei ist!“ Mit diesem Wunsch dürfte Dr. Christian Otte nicht allein stehen, der Notarzt hat hierfür allerdings einen konkreten Grund. Otte ist ärztlicher Leiter der Notaufnahmen des Clemenshospitals und der Raphaelsklinik. Seit dem Beginn der Pandemie müssen er und seine Kolleginnen und Kollegen bei jedem Patienten, der infiziert sein könnte, umfangreiche Schutzmaßnahmen treffen. „In jeder der Notaufnahmen kommen täglich mehrere, teilweise bis zu 15 sogenannte Verdachtsfälle an. Aktuell sind die Zahlen weiter auf hohem Niveau, aber etwas geringer als in der Vorwoche“,  berichtet der Arzt. Ob gebrochenes Bein oder Herzinfarkt, jeder Patient könnte zusätzlich mit dem Corona-Virus infiziert sein.

Pro Patient müssen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pflege und Medizin abhängig vom Pflegeaufwand und Verlauf mitunter mehrfach unter hygienischen Bedingungen die Schutzkleidung an- und ausziehen. „Das kostet uns jedes Mal mindestens fünf Minuten“, schätzt Dr. Christian Otte den dadurch entstehenden Mehraufwand ein. Haube, Schutzkittel, Handschuhe, Maske und Gesichtsvisier müssen in einer bestimmten Reihenfolge an- und abgelegt werden, damit Viren, die sich möglicherweise auf dem Schutzkittel befinden, nicht in Kontakt mit dem Mitarbeiter geraten. Die richtige Technik wurde von den Mitarbeitern der Krankenhaushygiene immer wieder geschult, im Intranet der beiden Kliniken gibt es zu dem Thema Schulungsvideos.

Den Corona-Schnelltest erhalten alle Notfallpatienten. Wenn der Test negativ ist, Symptome wie Fieber oder Husten jedoch auf eine mögliche Corona-Infektion hindeuten, werden die Patienten zunächst auf der Corona-Station untergebracht, „zum Schutz der Mitarbeiter und anderer Patienten“, erklärt der Mediziner. Erst wenn eine Infektion durch eine oder mehrere negative PCR-Abstriche ausgeschlossen ist, können die strengen Isolierungsmaßnahmen gelockert werden. „Auf das Ergebnis haben wir früher zwei Tage oder länger gewartet, weil wir auf ein Fremdlabor angewiesen waren. Seit einigen Wochen führen wir die Tests im eigenen Labor durch und das Ergebnis liegt in der Regel schon nach wenigen Stunden vor“, berichtet Otte.

Der Ambulanzraum, in dem Otte gerade einen Notfall versorgt, wirkt ungewöhnlich leer. „Die Isolier-Zimmer sind speziell für Verdachtsfälle hergerichtet. Damit schnell desinfiziert werden kann, steht hier nur das Notwendigste drin. Wird etwas Bestimmtes benötigt, wie jetzt das Ultraschalgerät, wird es aus einem anderen Raum herbeigeschafft.“ Auch dieses Gerät muss nach der Untersuchung vollständig desinfiziert werden, „das ist sehr aufwendig, aber wir wollen durch eine rasche Erstdiagnostik möglichst schnell alle wichtigen Informationen haben“, wie Otte betont.

Auch wenn Notallpatienten keine Corona-Symptome haben, gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen, „wir tragen immer FFP2-Masken, halten möglichst Abstand, lüften oft und versuchen nur kurz im Behandlungszimmer zu bleiben. Begleitpersonen dürfen nur in Ausnahmefällen zum Beispiel bei Kindern, bei Patienten mit einer Demenz oder als Dolmetscher anwesend sein.“ Die vielen Verdachtsfälle bedeuten für Dr. Christian Otte und seine Kolleginnen und Kollegen im Arbeitsalltag eine große zusätzliche Belastung, die den Kliniken allerdings finanziell nicht ersetzt wird. Denn am Ende zählt bei der Abrechnung mit den Krankenkassen nur die Diagnose und nicht der zeitliche Mehraufwand, der bei der Aufnahme betrieben werden musste. Lediglich die Kosten für die Schutzkleidung werden ersetzt, dies aber auch nur, wenn die Patienten stationär aufgenommen werden. Reicht eine ambulante Behandlung in der Notaufnahme, werden die Materialkosten nicht von den Krankenkassen getragen.

Meistgelesene Artikel

Solidaritätspartnerschaft: Hilfstransport auf dem Weg nach Winnyzja
Allgemein

Große Spendenbereitschaft in Münster / Weiterhin Unterstützung benötigt

weiterlesen...
Professor Dietrich Grönemeyer stellt sein neues Bühnenprogramm in Münster vor
Fit & Gesund

Meditainment-Vortrag „Fit bis 100“ am 14. April 2024 live im Kap. 8

weiterlesen...

Neueste Artikel

Eurojackpot geknackt: je 60 Millionen nach NRW und Slowenien
Aus aller Welt

Die Zahlen 2, 3, 6, 15, 35 waren der Schlüssel zum Millionenglück. Der jüngste Eurojackpot ist geknackt. In zwei Ländern lagen Tipper genau richtig.

weiterlesen...
Polizei schießt auf Bewaffneten in Uni-Bibliothek: tot
Aus aller Welt

Ein Mann soll mit einer Machete in eine Bibliothek der Universität Mannheim gekommen sein. Die Polizei schießt auf ihn. Kurz darauf stirbt der 31-Jährige im Krankenhaus. Nun ermittelt auch das LKA.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Neue Angehörigengruppe für Psychose-Erkrankte in der LWL-Klinik Münster
Fit & Gesund

Mitarbeitende aus unterschiedlichen Bereichen der Klinik vermitteln aktuelles Wissen über die Entstehung und Entwicklung von psychischen Erkrankungen

weiterlesen...
Pfeifen, Husten, Atemnot –COPD und Asthma
Fit & Gesund

AlexOnline informiert am 24.04. live aus der Alexianer Waschküche

weiterlesen...