5. Juli 2023 / Politik

Gibt es in Münsters Exekutive ein Rassismusproblem?

Interview mit dem Unternehmer Dennis Nabers aus Münster

Dennis Nabers

Dennis Nabers ist 32 Jahre alt und Unternehmer aus Münster. Seine erste Firma, die Viva La Verde UG hat sich zum Ziel gesetzt, die Stigmatisierung von Cannabis einzuschränken und die gesundheitlichen Vorteile, insbesondere von CBD-haltigen Produkten in den Vordergrund zu stellen. Mit einem zweiten Unternehmen vertreibt er allerlei Non-Food Produkte an Einzelhändler. Durch seine Tätigkeiten hat er einen guten Einblick in den Alltag von geschäftsführenden Einzelhändlern. Er wurde in den letzten drei Jahren mit etlichen rechtswidrigen Beschlagnahmungen und Hausdurchsuchungen seitens der Exekutive konfrontiert. In diesem Interview möchte er auf Missstände hinweisen, was seines Erachtens insbesondere Racial- Profiling betrifft, und im besten Fall eine offene Diskussion zu dieser Thematik anstoßen.

 

Hallo Dennis, was war der Anlass zu diesem Gespräch?
Rechtsradikalismus beim Zoll und der Polizei.

Das sind schwere Vorwürfe! Wie kommst du darauf?
Ich vertreibe seit knapp 3 Jahren CBD Produkte an Kioske und Tankstellen. Es ist äußerst auffällig, dass Beschlagnahmungen AUSSCHLIEßLICH bei ausländischen Geschäftsinhabern stattfinden. Probleme gibt es nur bei meinen Vertriebspartnern die Hassan, Ali oder Mohammed heißen. Ich sehe es als meine Pflicht an, mal darauf hinzuweisen.

Wie erklärst du dir das?
Wir haben insbesondere in Behörden einen latenten Rechtsradikalismus. Sobald Menschen mit Migrationshintergrund versuchen, sich hier ein Leben aufbauen, werden denen unentwegt Steine in den Weg gelegt. In mir bekannten Fällen wurden CBD Blüten beschlagnahmt, und die Händler haben eine Anzeige wegen gewerbsmäßigen Drogenhandels bekommen. Mir ist bewusst, dass ich mit diesen Tatsachen einige der Behörden verärgern werde, und ich bin mir der Konsequenzen bewusst. Ich stelle mich schon auf die zweite Hausdurchsuchung bei mir ein.

CBD ist ja eine Grauzone, und für mich wird deine These durch diese Argumentation nicht zu hundert Prozent gestützt.
Das stimmt. Dann erzähle ich dir vom konkreten Fall eines meiner besten Kunden. Der Kiosk, den ich namentlich nicht nennen werde, vertreibt auch unter anderem Einweg Vapes, die Mitte Februar mit einer Steuerpflicht versehen worden sind. Ich glaube der Stichtag war hier der 12.02.2023. Ab diesem Datum durften diese Waren nur noch mit Steuerbanderole vertrieben werden.  Ich war am Vorabend der Deadline noch in dem Laden und habe geholfen, vor 12:00 Uhr nachts alle Artikel, die keine Banderole hatten, raus aus der Verkaufsfläche nach hinten ins Lager zu räumen.

Als ich den Laden verlassen hatte, habe ich noch zum Spaß gesagt, dass selbst wenn am morgigen Tag direkt eine Durchsuchung seitens des Zolls stattfinden sollte, der Geschäftsinhaber nichts zu befürchten habe. Am nächsten Morgen, kurz nach Ladenöffnung, kamen 6 Zollbeamte in den Laden und haben, wie der beste Freund des Menschen, nach Ihren Knochen gesucht. Mein Geschäftspartner wies stolz darauf hin, dass bereits alle Artikel ohne Steuerbanderole ins Lager geräumt worden sind, und nicht mehr zum Verkauf stehen.

Der Zoll beschlagnahmte diese Ware trotzdem komplett, wir sprechen hier von einem Warenwert zwischen 50.000 und 60.000 €. Als wäre das nicht schon schlimm genug, hat besagter Händler einige Wochen später eine Anzeige wegen Steuerhinterziehung bekommen. Für mich ist das eine klare Agenda. Ich persönlich werde nur Nachteile haben, dies so offen öffentlich anzusprechen, aber ich sehe es als meine Pflicht an, auf solche Ungerechtigkeiten hinzuweisen.

Ich bin übrigens  jederzeit bereit, diese Thematik, öffentlich mit Vertretern der Polizei, Politik oder des Zolls zu diskutieren. Auch wenn ich pessimistisch bin, dass es dazu kommt.

Wir von Dein Münster werden alles daran setzen, dass ein solches Podium zustande kommt und danken für dein großes Engagement in dieser Sache.

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