8. Februar 2021 / Fit & Gesund

Auftakt im Impfzentrum Münster

180 Personen erhalten heute Erstimpfung

Wartebereich

Foto (Amt für Kommunikation der Stadt Münster): Zur Überbrückung etwaiger Wartezeiten ist im Impfzentrum Münster für Unterhaltung gesorgt: Auf einer großen LED-Leinwand und auf Bildschirmen laufen unter anderem Kurzfilme aus „Münster above“. 

 

Genau 345 Tage nach der ersten in Münster registrierten Infektion mit dem Coronavirus wird an diesem Montag, 8. Februar, das Impfzentrum Münster in Betrieb genommen. Angesichts der nach wie vor ernsten pandemischen Lage und des weiterhin bestehenden Lockdowns gibt es allerdings keine feierliche Eröffnung vor Ort. Stattdessen werden Stadt Münster und Kassenärztliche Vereinigung (KVWL), die die Impfzentrale in der MCC Halle Münsterland gemeinsam und in enger Abstimmung betreiben, genau das tun, wonach sich die Bevölkerung seit geraumer Zeit sehnt: Besonders vulnerable Personengruppen mit einer Immunisierung ausstatten, die ihnen eine möglicherweise schwere Covid-19-Erkrankung erspart.

Schwierige Witterung
Dass jetzt auch noch Schnee und Eis den Start maximal erschweren, ist für die hier organisatorisch federführende Berufsfeuerwehr Münster aber kein Hinderungsgrund. Vor Ort wird wie schon seit zehn Wochen alles für einen möglichst reibungslosen Ablauf der Impfkampagne getan. Die hier wirkenden Kräfte sind gut vorbereitet. Wer also seinen für diesen Montag gebuchten Termin aufgrund der Witterungslage nicht wahrnehmen kann, darf bis zum kommenden Freitag auch an jedem anderen Tag kommen – "allerdings bitte zur ursprünglich verabredeten Uhrzeit", sagt Hendrik Oen von der Kassenärztlichen Vereinigung. Welchen Einfluss die Wetterlage auf die kommenden Tage haben mag, ist noch unklar. "Deshalb sind alle Impfberechtigten aufgefordert, die aktuelle Entwicklung im Auge zu behalten", so Oen.

Riesige Impfbereitschaft
Dennoch sind alle Beteiligten guter Dinge, dass der bislang so positiv verlaufene Impfprozess schnell und effizient fortgesetzt werden kann. Mehr als 6500 Personen in den stationären Pflegeeinrichtungen Münsters sind seit dem 27. Dezember – Start der nationalen Impfkampagne – bereits geimpft worden. Dabei handelt es sich um Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch um hiesiges Personal. Und die Impfbereitschaft ist enorm: Obgleich nicht immer alle impfberechtigten Personen an den jeweiligen Erstimpfterminen aus unterschiedlichen Gründen (so beispielsweise aufgrund einer Erkrankung, terminlicher Überschneidungen etc.) zugegen sein konnten, bestätigt sich die vorab registrierte allgemeine Impfbereitschaft. Ausgedrückt in Zahlen: 88 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner und sogar 86 Prozent der Mitarbeitenden haben sich schon impfen lassen. Das sind beachtliche und vor allem deutlich höhere Werte als zunächst angenommen. Die ausstehende Zweitimpfung in noch drei Einrichtungen wird bis Ende Februar abgeschlossen sein.

Terminvergabe im Fluss
Dass die Impfbereitschaft auch außerhalb der Pflegeeinrichtungen enorm ist, belegten die vergangenen zwei Wochen nachdrücklich: Hunderttausende Menschen aus Nordrhein-Westfalen versuchten am 25. Januar morgens um 8 Uhr zeitgleich, einen Impftermin für sich oder nahestehende Über-80-Jährige im Webportal und unter der Hotline der Kassenärztlichen Vereinigung zu ergattern. Das funktionierte nicht bei allen Interessenten reibungslos – es kam zur völligen Überlastung des Netzes, zahlreiche Nutzer gingen komplett leer aus oder hatten schließlich nur den Ersttermin sichern können. Diese Probleme wurden aber behoben. Impfwillige, die über die Online-Buchung nur einen Erst-, aber keinen Zweittermin bekommen haben, sind aufgerufen, diesen Ersttermin unbedingt wahrzunehmen. Sie erhalten spätestens vor Ort im Impfzentrum am Tag der Erstimpfung einen Termin für die zweite Injektion. Auch müht sich die KVWL, betroffene Münsteranerinnen und Münsteraner schon vorher zu kontaktieren und Termine vorzuschlagen. Die Bürger müssen nicht selbst aktiv werden, heißt es dazu von Seiten der KVWL.

180 Impflinge zum Auftakt
Gleich am Eröffnungstag ist das Impfzentrum Münster bereits "ausgebucht", sprich: 180 Personen sollen an diesem Montag ihre Erstimpfung erhalten. Da unklar ist, ob und wie viele Impfberechtigte den Termin nicht wahrnehmen können, sind wie geplant vier Impfstraßen geöffnet und mit erfahrenem Personal besetzt. Darunter Ärztinnen und Ärzte, Medizinische Fachangestellte, Mitarbeitende von Berufsfeuerwehr, Apothekerkammer oder auch Hilfsorganisationen. Stand jetzt, stellt das Land NRW dem Impfzentrum Münster bis Ende Februar wöchentlich 1230 Dosen des BioNTech-Impfstoffs zur Verfügung. Unter Volllast könnten in der umgebauten Messehalle Nord allerdings auch bis zu 2400 Personen ihre Schutzimpfung erhalten – und das täglich. Eine seriöse Einschätzung, ob und wie sich die Liefermengen in den kommenden Wochen noch verändern werden, ist hier nicht zu treffen. Klar aber ist, dass das hiesige Personal im Impfzentrum kurzfristig und bei entsprechend vorhandener Impfstoffmenge aufgestockt wird, damit möglichst schnell möglichst viele Menschen immunisiert werden können.

Über 5000 registrierte Infektionen, fast 100 Todesfälle und nun auch noch die Virenmutationen in Münster: Die Hoffnung in dieser Stadt ist berechtigterweise groß, dass der Start des Impfzentrums mit dem Ende einer enorm herausfordernden und hochproblematischen Zeit aus Existenzängsten, Sorge um die Liebsten und sozialer Abschottung einhergehen mag. Oberbürgermeister Markus Lewe bittet und mahnt zugleich: "Trotz des aktuell sinkenden Inzidenzwertes ist es insbesondere im Hinblick auf die Virusmutationen nach wie vor von elementarer Bedeutung, dass jeder von uns seinen Beitrag zur Eindämmung des Virus leistet und wir weiterhin in dieser Krise zusammenstehen."
 

ZITATE
Markus Lewe (Oberbürgermeister der Stadt Münster):
"Als wir vor fast einem Jahr den ersten Covid-19-Erkrankten in Münster hatten, da hat wohl noch keiner geahnt, welches Ausmaß diese Krankheit annimmt und vor welch enorme Herausforderungen sie unsere Gesellschaft stellt. Trotz des aktuell sinkenden Inzidenzwertes ist es insbesondere im Hinblick auf die Virusmutationen nach wie vor von elementarer Bedeutung, dass jeder von uns seinen Beitrag zur Eindämmung des Virus leistet und wir weiterhin in dieser Krise zusammenstehen. In Münster, das lässt sich jetzt auch wieder feststellen, war und ist der Zusammenhalt überdurchschnittlich groß. Er ist der vielleicht wertvollste Schatz unserer Stadt. Die starke Solidarität der Bürgerinnen und Bürger untereinander und mit ihrer Stadt war und ist ein Garant dafür, dass wir die Corona-Krise bislang besser gemeistert haben als viele andere Städte in Europa. Wir müssen auch weiterhin zusammenhalten, so tun wir uns alle selbst und gegenseitig einen großen Gefallen, der hoffentlich schnell den Weg zurück Richtung Alltagsleben ermöglicht."

Wolfgang Heuer (Leiter des Krisenstabes der Stadt Münster):
"Wir sind überaus froh, dass wir das Impfzentrum Münster so schnell und mit vereinten Kräften bis Mitte Dezember realisieren konnten – auch wenn es nun doch noch eine ganze Weile gedauert hat, bis wir mit einer genügenden Menge Impfstoff für eine zentralisierte Immunisierung planen konnten. So groß die Herausforderung war und ist, so häufig waren auch die vom Land geforderten Änderungen im Gesamtkonstrukt. Allerdings wäre es wohl deutlich problematischer gewesen, vielleicht große Mengen Impfstoff zur Verfügung zu haben – aber keine entsprechende Logistik im Hintergrund. Entsprechend freuen wir uns nun auf die offizielle Inbetriebnahme und den Start im Impfzentrum."

Gottfried Wingler-Scholz (Leiter Feuerwehr Münster):
"Alles Menschliche ist unternommen worden, damit der Impfstart am Montag gut beginnt. Meine Leitungs- und Koordinierungsgruppe des Impfzentrums fiebert nun dem 8. Februar entgegen. Viele Sitzungen, ein enormer Informationsaustausch, endloser Kommunikationsbedarf und ein hoher Koordinierungsaufwand mit einer Vielzahl an Akteuren, waren erforderlich, um jetzt soweit zu sein. Das unermüdliche Engagement aller Beteiligten verdient Dank und Anerkennung.  Jede Woche hat es neue Herausforderungen durch Veränderungen von Landesvorgaben, technischer Terminbuchungshürden und der Unklarheit wieviel Impfstoff wird letztendlich Münster erreichen, gegeben. Die Impfstoffmenge konnte heute bestellt werden, so dass sich jetzt ein positiver Stress einstellt. Auch wenn es am Montag vielleicht noch ein wenig "ruckelt", so gehe ich davon aus, dass nach ein wenig Routine ein gutes Imopfangebot gemacht wird."

Dr. Hendrik Oen (Leiter der KVWL Bezirksstelle Münster):
"Gemeinschaftlich sind die Rahmenbedingungen geschaffen worden, die Impfkampagne möglichst schnell und effektiv voranzutreiben. Nach anfänglichen Problemen mit der Terminvergabe der ,116117` läuft diese bei Verfügbarkeit des Impfstoffs nun reibungslos. Bei jeder zusätzlichen Impfstofflieferung kommen somit täglich neue Termine hinzu, die direkt gebucht werden können. Alle Bürgerinnen und Bürger, die einen Termin für die erste Impfung haben, aber bisher keinen Termin für die zweite Impfung buchen konnten, erhalten diesen Termin per Post von der KVWL. Spätestens bei der ersten Impfung im Impfzentrum kann dieser ansonsten vereinbart oder gegebenenfalls auch verschoben werden. Die Verfügbarkeit von Impfstoffen wird zunehmend besser, sodass wir voraussichtlich um Ostern auch den nächsten Gruppen eine Impfung werden anbieten können."
 
ZAHLEN und DATEN
Das "Interieur" des Impfzentrums
Verbaut/gebraucht/genutzt wurden und werden im Impfzentrum Münster (unter anderem): 1,1 Kilometer Messewände, 18,03 Kilometer Kabel, 560 Meter Klebeband, 356 Meter Absperrband, 180 Meter Schlauchleitungen, 170 Meter Stahlgerüst an der Decke, 120m Meter Bauzaun, 610 Stühle, 94 Tische.

Finale Arbeiten
Betriebsbereit ist das Impfzentrum Münster bereits seit dem 15. Dezember 2020. Aufgrund der nur geringen Liefermengen an Impfstoff wurden seit dem 27. Dezember nur die vollstationären Pflegeeinrichtungen durch Mobile Teams der KVWL geimpft. Ab sofort, 55 Tage nach Fertigstellung, wird im Impfzentrum nicht mehr allein die Impfkampagne organisiert, sondern gleich auch direkt vor Ort geimpft. Seit dem erfolgreich verlaufenen "Stresstest" Mitte Dezember gab es immer wieder mal kleine Nachbesserungen und Optimierungen im Detail, diese erfolgten im Parallelbetrieb. So beispielsweise die Kennzeichnung von Laufwegen (Bodenmarkierungen, Klebeflächen), die Ausgestaltung von Informationen und Hinweisen (so durch Aufsteller, Schilder und Plakate), der Aufbau eines Info-Containers, die Installation und Bespielung einer LED-Wand im Wartebereich oder auch die Aufstellung von Getränkeautomaten und Infoständen der Polizei ebenda.

Die Kosten des Impfzentrums
Der Rat der Stadt Münster hatte im Dezember 1,2 Millionen Euro als Vorfinanzierung zur Verfügung gestellt. Bund und Land NRW haben zugesagt, einen großen Teil der Aufwendungen zu übernehmen. Bislang sind etwa 300.000 Euro aufgelaufen.

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